Workshops at Stanford

Damit den Abhängigen, die ja keinen Job haben wenn sie hierher kommen nicht fad wird bietet das International-Center in Stanford jede Menge Kurse an u.a. Sprachen, Yoga, Kochkurse…
(Abhängige / Dependents: so werden die Partner der ausländischen Mitarbeiter die mit ihrem J1 Visum eine befristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben genannt.)

So schnell wird mir zwar nicht fad, aber ein paar Leute kennen zu lernen und dabei mein englisch zu verbessern schadet nie. Also bin ich zu Beginn des Quarters, gleich Montag morgens in den ersten Englisch-Kurs gegangen. Thema: American History.

Meine Güte. DAS ist fad! Es ist irgendwie wie…Schule! Und obwohl ich sowohl an Geschichte interessiert bin als auch daran mein Englisch zu verbessern hänge ich gähnend zwei Stunden lang in meinem Stuhl und kreiire mit dem Radiergummi Wutzelschlangen um wenigstens   i r g e n d e t w a s   Sinnvolles zu tun…

Dann, ich kann in den meisten Gesichtern Erleichterung erkennen, läutet es endlich zur zehnminütigen Pause bevor Englisch-Kurs zwei beginnt. Thema: California Travel and History.

Endlich Pause!

In der Pause nun werden Stühle gerückt und ich beobachte wie sich alle Japaner zu einem Grüppchen zusammensetzen um in ihrer Muttersprache zu plaudern. In einer anderen Ecke haben sich bereits alle Chinesen zusammengerottet und kichern etwas, das so ähnlich klingt wie ching chong chung (zu deutsch heißt das glaub ich drei Chinesen mit dem Kontrabass). Auch die Koreaner haben sich gefunden und sind froh endlich wieder in koreanischer Sprache schwatzen zu können.

Und dann sind da noch ein paar Europäer: einmal Italien, einmal Türkei, einmal Spanien, einmal Mazedonien und einmal ich als Vertreterin Österreichs. Ich lächele in die europäische Runde, aber keiner merkt es. Denn die verbringen ihre Pause lieber mit ihrem Handy und Facebook…

So erschaffe ich gelangweilt weiter neue Wutzelschlangen und warte auf die nächste Stunde.

Callifornia Travel and History nennt sich Englisch-Workshop zwei. Bin gespannt.

In diesem Kurs nun sollen wir Gruppen für eine Gruppenarbeit bilden. Ganz klar: die Japaner bilden ein Team, die Chinesen kichern einander zu und sind sich einig und auch die Koreaner setzen sich schnell zusammen.

Und die Europäer? Die bleiben einfach übrig und sind daher nun auch eine Gruppe.

Wir sollen nun in der Gruppe eine Reise planen und dann den anderen in einer kleinen Präsentation präsentieren. Jede Gruppe bekommt ein anderes Reiseziel. Unseres lautet Lake Tahoe. Ich mag nicht dort hin. Es ist da bestimmt schön, keine Frage, aber im Vergleich zu anderen Destinationen auch ganz schön teuer. Und lieber würde ich mich damit beschäftigen eine Reise in den Yosemite Nationalpark zu planen, weil DA möchte ich wirklich hin. Aber Aufgabe ist Aufgabe und so googelt jeder in seinem Handy was man am Lake Tahoe denn alles unternehmen kann.

Ich bin nicht für Gruppenarbeit geboren. Ich bin kreativ und denke schnell und wenn ich etwas gut kann, dann ist es Organisation…Mein Gehirn ermattet leider schnell wenn es sich mit phantasielosen, bedächtigen Denkern abmühen soll…

Schnell sind wir uns einig, das wir uns nicht einig sind. Die anderen möchten gerne einen Tag Skifahren, einen Tag Radfahren, einen Tag wandern und einen Tag schwimmen gehen. Ich bin der Meinung, dass wir nur zwanzig Minuten Zeit haben bis wir das Ergebnis präsentieren müssen und es daher einfacher gestalten sollten.

„Außerdem,“ werfe ich ein „außerdem kann man ENTWEDER im Winter hinfahren und Skifahren gehen ODER im Sommer und dann schwimmen…“

Nun entbrennt eine mehrminütige Diskussion darüber ob es vielleicht auch im Sommer irgendwo am 497 km² großen See einen kleinen Hügel geben könnte wo man auch im Juli die Möglichkeit hätte Ski zu fahren.

„Wir könnten ja auch einfach NICHT skifahren“ bemerke ich leicht genervt.

Kurzes schweigen folgt. Dann rattert die Italienerin los:

„No, no, no, ise ite nicee to goe sky…-sky…-sky…“

„Skiing. SKIING!“ helfe ich ihr weiter,

„Yese, to goe skyinge its ise nicee there. Do youe note thinke???“

Nein, iche nichte denke dase.

Nach zwanzig Minuten haben wir als einzige Gruppe keine Präsentation. Aber mein Team ist sich einig, dass trotzdem ICH präsentieren sollte da mein Englisch am besten sei.

Ich habe einfach „nein“ gesagt und geschwiegen. Jetzt mögen sie mich nicht mehr. Aber leider sind ihre Englisch-Kenntnisse zu schlecht um mir das mitteilen zu können…

Aber es gibt auch lehrreiche Kurse mit kommunikationsfreudigeren Mitmenschen!

Es gibt auch gute Lehrgänge, wie zum Beispiel mein Fotographie-Workshop. Das macht Spaß, die Leute dort nett und ich lerne etwas!

Die letzte Hausübung lautete übrigens:

Take still life photos of three details that you overlook in your daily life but that are important to you.
Fotografiere das Stilleben von drei Kleinigkeiten welche du im Alltag gerne übersiehst, die aber dennoch wichtig sind für dich.

Ich habe mich entschieden für:

Besteck – ich esse einfach nicht gerne mit den Fingern

Meine Haarspange – bei langen Haaren ein must have für die tägliche Dusche

Klopapier – es soll zwar Länder geben, die ohne auskommen; das ist für mich allerdings rätselhaft wie das gehen soll. Und ich hoffe es bleibt beim rätseln…;-)

ca ca ca

 

 

Und wie schwimmt es sich im Schwimmkurs?

Ich würde sagen die Schwimmtrainerin bemüht sich…und so läuft es ganz gut…nur schwimmt es sich nicht ganz so gut… Aber sie ist lieb und bemüht sich…

Gut ist, dass ich für den Kurs bezahlt habe – so bezwinge ich meinen inneren Schweinhund sowie die beiden Kröten auf den Schultern und klettere trotz kühlem Herbstwetter zweimal in der Woche in den Swimming-Pool. Brrrr.

 

 

Das letzte Wochenende haben wir übrigens gemütlich daheim verbracht denn draußen hat es geschüttet! War auch mal schön. Aber umso schöner ist, dass die Sonne heute wieder da ist!

Einen schönen Wochenstart wünscht euch

Eure Kiki

 

3 Antworten auf „Workshops at Stanford“

  1. Wow…. jetzt kannst Du nicht nur super gut schreiben sondern auch noch fotografieren…. ich hab glaub ich noch nie eine so ansprechend fotografierte Haarspange und Klorolle gesehen! Kram aus Schweden!

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