Carsten – oder wie kommt man an ein Auto?

Wie kommt man an ein Auto? Das Wichtigste: du brauchst Geld! Glaubt mir, ich habs ohne probiert und mir eines zum Geburtstag gewünscht. Bei manchen klappt das ja. Bei mir hats nicht funktioniert. Seit zwanzig Jahren funktioniert das schon nicht. Wünsch mir übrigens auch schon seit dreiunddreißig Jahren bei jeder auszublasenden Kerze, zu jedem Geburtstag UND Weihnachten ein Pony. Ein echtes natürlich, nicht verarbeitet zu Billig-Tiefkühl-Lasagne. Aber vergebens. Seufz.

Aber hier gehts ja jetzt um Autos und nicht um Ponys. Also, da alles wünschen nix bringt zählen wir unsere Dollars und schmökern uns (vor allem Matthias) seit Wochen durch diverse Online-Verkaufs-Portale, suchten Gebrauchtwagenhändler auf und setzten uns mit Kelly Blue Book auseinander – auf der Suche nach einem vierrädrigen, fahrbaren Untersatz.

Und da steht er nun. Steht in unserer Garage, der Carsten.

Das ging jetzt irgendwie schnell. Aber ganz schnell!

Am Dienstag, 15. November 2016 sehen wir folgende Anzeige auf SU-Post (das ist die Homepage der Stanford Universität wo Studenten/Mitarbeiter ihr Zeug und Graffel, u.a. eben auch Autos verkaufen):

Toyota Camry LE Sedan, 2006, 83.000 Meilen, nur ein Besitzer,
um $ 5.500,-
.

Da wir von mehreren Seiten vernommen haben, dass es vorteilhaft wäre einen Asiaten zu fahren – da diese Marken günstiger angeboten würden und vor allem jede Werkstatt diese behandeln könne, wenn sie mal krank wären und im Gegensatz zu deutschen Automarken sämtliche Ersatzteile lagernd hätte – befragen wir Kelley Blue Book, was die denn zu diesem Toyota Camry zu sagen hätten.
(Auf diesen Satz bin ich ein kleines bißchen stolz…)

Kelley Blue Book ist eine super Homepage auf welcher man den aktuellen Marktwert eine Autos ermitteln kann sowie Kunden- als auch Expertenreviews nachlesen kann.
Und hier stellt sich nun heraus, dass der Toyota Camry wohl ein äußerst verlässlicher Wegbegleiter ist und der angebotene Preis fair. Also schnell eine Mail geschickt.

Tick Tack Tick Tack wo bleibt die Antwort? Wir wollen dieses Auto haben!

Mittwoch, 16. November 2016. Ping. Eine Email:

„Hallo, nachdem es einige Interessenten gibt bin ich morgen Mittag am Campus wo man das Auto besichtigen kann. LG S.L.“

Hach blöd, morgen Mittag bin ich bei den Kindern und Matthias in einer Besprechung. Also Email zurückgeschrieben:

„Liebe S.L., leider ist es uns morgen Mittag nicht möglich auf den Campus zu kommen. Aber wir sind wirklich, wirklich an deinem Auto interessiert weil du genau DAS Auto anbietest welches wir dringend suchen! Gibt es denn irgendeine Möglichkeit es bereits heute Abend anzuschauen? Wir könnten zu dir nach Hause kommen – mit dem Caltrain und dem Fahrrad (du siehst, wir brauchen dringend ein Auto 😉 ) oder wo auch immer es dir angenehm wäre uns zu treffen. Bitte gib uns Bescheid und vielen Dank. LG K+M.“

Die prompte Antwort:

„Liebe K+M, ja, ich kann sehen, dass ihr wirklich ein Auto braucht 🙂 Ja klar könnt ihr heute abend kommen und das Auto testen, da ich etwas weit weg von der Caltrainstation wohne könnten wir uns direkt am Bahnhof treffen. LG S.L.“

Unsere Reaktion:

„Liebe S.L.! Awesome!“

Wir lernen unseren künftigen Highway-Surfer kennen

Mittwoch, 19 Uhr. Wow, ein Schlachtschiff! Recht fachmännisch besichtigen und begutachten wir den großen Kasten mit vier Rädern. Matthias hat nämlich eine mehrseitige Liste erstellt was man alles bei einem Auto kontrollieren sollte. Und unser fachkundiges Resultat:

„Jo, des schaut jo eh ganz guat aus… Sag mal, S.L., könnten wir morgen vielleicht zum Mechaniker fahren und eine Ankaufsuntersuchung machen? Ob eh wirklich alles passt und so?“

„Hmmm“ überlegt S.L. „prinzipiell schon, aber morgen wollte ich das Auto ja am Campus herzeigen…hmmm…würdet ihr das Auto denn dann fix kaufen wenn beim Mechaniker rauskommt, DASS alles passt?“

Matthias und ich schauen uns an:

„Ja…“

„Ok, dann treffen wir uns morgen Vormittag beim Autohändler. Könnte ich nur heute bitte eine kleine Anzahlung haben, nur damit ich sehe ihr meint es wirklich ernst?“

„Ja klar!“ wir kramen in unseren Geldtaschen. „Öh wir haben….genau sechzig Dollar dabei…vielleicht sollten wir zu einem Bankomaten fahren…“

„Ach das passt schon!“ So die liebe S.L.

Pre-Purchase-Inspection in Sunnyvale

Donnerstag, 17. November 2016. Ich fahre morgens zu den Babys und Matthias zum Mechaniker. Zu Mittag, endlich, ruft Matthias an:

„Ja also das Auto ist in einem sehr guten Zustand. Nur ein kleines Öl-Leck welches abgedichtet gehört und die Reifen sollte man umstecken. Sonst passt alles super…´“

„Und?“ frage ich mit Herzklopfen, „wie bist du jetzt mit S.L. verblieben?“

„Ich habe ihr nochmal hundert Dollar Anzahlung gegeben und sie um dreihundert Doller runtergehandelt. Da war sie ein wenig sauer. Aber wir haben uns ausgemacht, dass wir am Samstag die Übergabe machen…dann können wir nämlich morgen wegen einer Autoversicherung schauen…“

Ich schweige. Mein Herz klopft. Wir haben ein Auto. Also fast. Aber was soll jetzt noch schief gehen?

„Jippiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiie!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ flüstere ich, denn die Kinder halten gerade Mittagsschlaf.

DMV und Autoversicherung

Freitag, 18. November 2016. Gleich morgens radeln wir zum DMV (Department of Motor Vehicles).

Heute reite ich auf Speedy. Und bin froh um meinen selbstehäkelten Schal: es ist bitterkalt - man kann den Atem sehen!!!
Heute reite ich auf Speedy. Und bin froh um meinen selbstgehäkelten Schal denn es ist bitterkalt – man kann den Atem sehen!!!

So viele Fragen haben wir an den netten Herrn vom DMV:

  • Matthias ist ja kalifornischer Resident und damit gilt sein österreichischer Führerschein nicht mehr, den amerikanischen Führerschein hat er aber noch nicht gemacht. Darf er nun trotzdem ein Auto kaufen und anmelden?
  • Ich bin nur Tourist und habe damit einen gültigen Führerschein – aber darf ich auch ein Auto kaufen und anmelden?
  • Darf ich vielleicht trotzdem den amerikanischen Führerschein machen obwohl ich nur Tourist bin? (Man braucht ja ständig eine ID und den Reisepass möchte ich nicht immer mit mir herumschleppen. Und meinen österreichischen Führerschein? Den akzeptieren die meisten nicht.
    „Whats THAT?“ wedeln sie den rosaroten Lappen vor meiner Nase hin und her.
    „Mein Führerschein.“ erkläre ich dann jedes Mal mehr oder weniger geduldig.
    Ich werde ungläubig angeschaut und mir wird mitgeteilt „Need passport or other ID! Not This!“
    …sehr mühsam!)
  • Was brauchen wir alles falls wir das Auto kaufen dürfen um es anmelden zu können?

Die Fragen sind schnell geklärt und wir radeln wieder heim. Nachdem man auch in der Wohnung den Atem sehen kann und ich seit zwei Tagen nur mit Jacke und Wärmeflasche auf dem Schoß verbringe heizen wir nun doch ein.

Dann studieren wir Versicherungen, Angebote und halten um 16 Uhr eine Autoversicherung in den Händen. Jeiiii.

Carsten in the house…

Samstag, 19. November 2016. Pünktlich um 9:30 Uhr steht S.L. mit unserem neuen Car vor unserem Haus und wir fahren gemeinsam zur Bank – Cash only. Und dann gehört die Karre uns. Fehlt nur noch ein Name.

How could we name our new car, car…..Carsten!

carsten-small

Und da steht er nun, der Carsten, in unserer Garage. Schööööön! Seit meinem achtzehnten Geburtstag wünsche ich mir ein eigenes Auto. Autofahren ist für mich nicht nur von A nach B kommen sondern ein Genuss! Daher an dieser Stelle mal ein riesengroßes DANKESCHÖN an allllllle meine lieben Freunde, die mir jahrzehntelang ihre Autos verborgt haben. Längerfristig wenn sie selbst auf Urlaub waren und es nicht brauchten oder temporär wenn ich wichtige Termine außerhalb der Stadt hatte wo ich ohne Auto nicht hingekommen wäre…

Aber jetzt hab ich ja den Carsten 🙂

kiki

 

2 Antworten auf „Carsten – oder wie kommt man an ein Auto?“

  1. Super!! Ich gratuliere ?
    Und weil ihr ja jetzt den Carsten habt (hätte ja auch Otto sein können – Auto auf wienerisch ?) Muss ich Euch gleich sagen, daß ich für euren Plan B stimme!!
    Las Vegas ist sowieso immer cool (wenn auch total verrückt, aber gesehen haben muss man es!) und ich war damals im Februar im Grand Canyon und im Bryce Canyon (dieser is eigentlich der coolste von allen National Parks!) und wir sind in beiden trotz Schnee mit normalen Wanderschuhen herumgewandert. Im Grand Canyon sind wir sogar bis ganz nach unten und haben dort übernachtet. Man kann sich relativ günstig für normale Schuhe so cramp ons kaufen damit man nicht rutscht, aber wir habens auch ohne geschafft (waren ja auch auf Sparbudget unterwegs) Von wegen Winterkleidung, wir hatten auch nur das dabei was man auf so einer Weltreise halt so im Rucksack mitschleppt….. also bei weitem nicht gut ausgerüstet!!
    Ich bin schon so gespannt wo es euch hinverschlägt und freu mich auf den Bericht!! ??

    1. Hahahahahahaha Otto!!!!!!!!
      Vielen Dank für deinen Tip! Ich tendiere auch leicht zu Vegas…und jetzt, wo wir den Carsten haben, können wir ja dann sogar relativ spontan entscheiden ob die Wetterlage einen Canyonbesuch zulässt oder nicht 😀

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