„Haben wir ein Handtuch dabei?“ fragt mich Matthias.
Ich rolle die Augen. „Ja, klar, ich packe immer Handtücher zum wandern ein…“
„Naja, machen wirs trotzdem?“
Wir schauen uns an und ziehen uns seufzend Schuhe und Socken aus. Dann krempeln wir die Hose hinauf, so hoch es nur geht, und – waten durch den Fluss.
Da gerade die Stahlkopfforellen (wie hier die Regenbogenforellen genannt werden) den Fluß zum Laichen hinaufschwimmen wird die saisonale Brücke um diese Zeit immer abgebaut – eine Stahlkopfforelle stört sich nämlich mehr an Brückenpfeilern als an nackten Wanderfüßen – und man muss, möchte man zum Wanderweg gelangen, den Fluss barfuß durchqueren.
Das Wasser ist tief, es reicht mir bis über das Knie und meine Hose wird nass. Der Fluß ist übrigens nicht nur tief, sondern auch ganz schön breit. Aber was das Passieren wirklich, wirklich abscheulich gestaltet ist die Wassertemperatur! Wir stöhnen uns durch das elf Grad Celsius nasse Element und reiben uns am, recht gatschigen, Ufer angekommen die schmerzenden und nun dreckigen Füsse.
Andrew Molera Loop: fünfzehn Kilometer Länge, dreihundertfünfzig Höhenmeter, verspricht spektakulären Blick auf die Küste von Big Sur
Heute ist Freitag und wir werden unser Wochenende im Big Sur State Park verbringen. Juche!
Da ja letzes Wochenende zum einen etwas verregnet und zum anderen unbezahlbar war (wegen Thanksgiving sind die Hotelpreise ins Nirvana geschnellt) machen wir an diesem Weekend Holiday!
So sind wir heute morgen nach Big Sur gefahren und können mit unserem frisch erworbenen Golden Poppy Pass hier (und in über hundert anderen State Parks) gratis parken.
Heute bewandern wir den Andrew Molera Loop. Hat man den Fluß durchquert, spaziert man durch den Wald bis zur Küste. Die Sonne strahlt, das Meer ist tiefblau und man könnte gleich hierbleiben auf eine Jause. Aber erst muss man mal ein bißchen brav sein und wandern. Also gehts weiter.
Der Weg führt an der Küste entlang. So hübsch – auf der einen Seite das Meer, auf der anderen die Berge…und mittendrin ein Reh.
Es ist nicht nur idyllisch – es wird auch geschwitzt!
Nachdem wir gemütlich etwas mehr als eine Stunde auf unserem feinen Spazierweg verbracht haben wirds dann auf einmal doch ganz schön steil, und aus dem spazieren wird ein wandern. Wir sind froh unsere Wanderschuhe aus Österreich (beziehungsweise meine sind ja aus La Palma ;-)) mitgebracht zu haben!
Aber schön ist es! Wunderschön!
Am Gipfel angekommen genehmigen wir uns eine Jause und genießen die Aussicht. Aber nur kurz. Es ist schon 14:30 Uhr und wir haben noch, noch…, noch… – ja das ist ja das Problem: wir haben keine Ahnung wieviele Kilometer wir noch vor uns haben! Und um 17:00 Uhr ist es finster und mit dem Berglöwen ist nicht gut Kirschen essen, denn wir haben keine Kirschen dabei und unsere Jause ist aufgejausnet und wenn der jetzt hungrig ist und das Reh von vorhin nicht findet……Huch, nicht auszudenken wen er dann dinieren wird wollen…
Also jagen wir weiter und finden rechtzeitig den Fluß. Es macht zisch als wir unsere heißgelaufenen Sohlen ins Wasser tauchen. Aber nur kurz. Dann stöhnen wir wieder ob der erbarmungslosen Kälte.
Gut am Parkplatz angekommen fährt uns der Carsten auf dem schönsten Wege zu unserem Hotel nach Monterey.
Das Pacific Inn in Monterey. Wer gerade in dieser Gegend ist und keinen Luxus erwartet sondern nur eine Übernachtungsmöglichkeit sucht ist hier bestens aufgehoben! Es ist sauber, geheizt und es gibt sogar Frühstück. Zwar nur Papptoast und Pappwaffeln von Papptellern, aber auch Kuchen, Corn Flakes, Bananen und frischen Kaffee.
Auf alle Fälle schlafen wir gut und freuen uns schon auf morgen!