Was wären zwei Monate Costa Rica ohne ein einziges Mal am Meer gewesen zu sein? Genau.
Da ich das am nächsten gelegene Meer namens Pazifik (genauer: Manuel Antonio, Corcovado und Uvita) schon beim letzten Mal besucht hatte, habe ich mich dieses Mal für Puerto Viejo in der Karibik entschieden! Blöd nur, dass man nicht direkt per Luftlinie fahren kann…
Mangels Auto entscheide ich mich für Costa Rica’s bestes Fortbewegungsmittel: nämlich den AUTOBUS. Ich bin leidenschaftliche Autofahrerin – aber in Costa Rica bewegt man sich tatsächlich am besten mit dem Bus voran.
1. der Umwelt zuliebe.
2. dem Geldbeutel zuliebe.
3. ist das Busnetz hervorragend ausgebaut – man kommt (fast) überall problemlos hin.
4. kannst du dich entspannt zurücklehnen und die Landschaft genießen, oder
5. mit deinem Costa Ricanischen Sitznachbarn dein Spanisch praktizieren. Und
6. im Falle eines Unfalles ist die Knautschzone doch um einiges größer als in einem Autoohnebus 😉
In dreizehn Stunden von den Bergen San Gerardos nach Puerto Viejo in der Karibik
Natürlich gibt es bei der ganzen Bus-Schwärmerei auch einen Nachteil: nämlich wenn man den Bus verpasst. Dann muss man halt a bissi herumwarten – und hat mal was Zeit in seinem Buch zu schmökern.
Jedenfalls bin ich, aufgrund von Stau und verpassten Bussen, dann doch insgesamt dreizehn Stunden unterwegs bis ich in meinem Ho(s)tel La Casa de Rolando ankomme.
Hier einzuchecken ist die perfekte Wahl hat man keine Lust auf Partyhostel oder ein Mehrbettzimmer und möchte trotzdem nur fünf Minuten zu Fuß vom Stadtzentrum (oder vielleicht ist es eher ein Dorfzentrum?) Puerto Viejos entfernt sein. Und perfekt, wenn man kein Vermögen ausgeben möchte. Luxus erwartet einen keiner, aber jö, wie geil, auf meiner eigenen Terrasse wartet eine Hängematte! Perfekt! Sie riecht ein wenig muffig, aber das ist „normal“ in Costa Rica. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit riecht einfach ALLES ein wenig muffig und überall kriechen Insekten rum, weil es einfach unglaublich viele gibt hier… Ich muss immer lachen wenn (vor allem deutschsprachige) Touristen sich über Insekten in ihrem gebuchten Zimmer beschweren sowie über den muffigen Geruch. Ja Leute. Dann bucht mal lieber was in einem fünf Sterne Hotel – falls die ’ne Klimaanlage haben und Pestizide versprühen seid ihr dort vor beidem sicher. Oder fahrt einfach nicht in ein tropisches Land!
In einem tropischen Land, wie Costa Rica (und in Puerto Viejo im speziellen) warten hohe Luftfeuchtigkeit – und damit muffig riechende Wäsche. Und jede Menge Insekten. Wer das nicht mag sollte sich ein anderes Reiseziel suchen.
Ich werde jetzt jedenfalls in meiner muffigen Hängematte abhängen. Blöd nur, ich hab durst und nix zu trinken. Auf der Nachbarterrassenhängematte chillt ein Mädel, die ich eifrig in Spanisch frage wo der nächstgelegene Supermarkt sei. Lidia erklärt mir nicht nur den Weg, sie kommt gleich mit und führt mich ein wenig durchs Städtchen. Sie ist Italienerin und vor einem halben Jahr hierher nach Puerto Viejo, Costa Rica, gezogen und betreibt ein vegan/vegetarisches Kaffeehaus: Como En Mi Casa.
Mnjommmmmm!
(Nicht gaaaanz billig, aber dafür super lecker und super Ambiente)
Puerto Viejo. Auch in der Karibik gibt es Regen.
Nach dem Hängematten-Plausch schlafe ich gut im Bett – Insektenfrei unter meinem Moskitonetz – und freue mich schon auf meinen Tag am Strand morgen.
Hmmm. Das ist er. Der Strand am nächsten Morgen:
Ich bin mir sicher, dass sich die grauen Wolken noch auflösen werden und geh eine Runde schwimmen. Herrlich!
Und ich sollte recht behalten. Die grauen Wolken lösen sich tatsächlich kurze Zeit später auf. Es schüttet. Gut, dass ich schon nass bin – so ändert sich nicht viel. Trotzdem schlurfe ich nach Hause, leg mich trocken, kaufe einen Schirm und kehre bei Lidia auf Kaffee und Kuchen (siehe oben) ein.
Hier treffe ich auch Leni, eine Urlauberin. Wir verabreden uns für den nächsten Tag um gemeinsam mit dem Fahrrad einen Ausflug zu den verschiedenen Stränden und zum Nationalpark Manzanillo zu machen.
Und nachmittags taucht dann sogar noch ein wenig die Sonne auf. Genug Sonnenschein um noch ein wenig Strand zu riskieren. Allerdings bleibe ich beim nur zehn Minuten entfernten „Stadtstrand“. Wer weiß.
Es bleibt aber trocken und warm und ich nehme ein Schattenbad. Sonnenbaden mag ich nicht so – das ist mir in erster Linie zu heiß und außerdem soll’s ja auch gar nicht so gut für die Haut sein.
Hier lerne ich auch Alessandro, ebenfalls Italiener, kennen, der mich spontan zu seiner Geburtstagsfeier am Abend einlädt. Eigentlich hatte ich mich ja schon mit Lidia verabredet – aber die Welt Italiens in Puerto Viejo ist klein. So kennt sie die Leute und wir gehen gemeinsam zur Fiesta. Gemeinsame Sprache ist übrigens Spanisch – denn Englisch kann keiner (gut genug). Und ich stelle fest, dass ich die Nicht-Muttersprachler total gut verstehen kann – besser als die Ticos. Denn sie sprechen, genauso wie ich, langsamer und mit einfachem Vokabular 🙂 Mich freut es trotzdem total, dass ich offensichtlich noch etwas mehr dazugelernt habe und nun der (einfachen) Konversation mächtig bin.
In Puerto Viejos Bars hängen auch Faultiere ab…
Absolutes MUST DO in Puerto Viejo, Costa Rica: borge ein Fahrrad und fahre nach Manzanillo!
Für 5 Dollar bist‘ dabei. Die meisten Fahrrad-Shops verlangen 8, aber neben dem Casa de Rolando gibt’s einen kleinen Shop und hier kostet ein Bike nur 5 Dollar/Tag.
Leni hat leider ein Kotz-ins-Klo-Virus erwischt, und so cruise ich alleine los. Oh wie ist das schön. Echt extrem fein zu fahren! Man fährt mitten durch den Dschungel und so zahlt es sich aus langsam zu fahren: man sichtet immer wieder Affen, wunderschöne Schmetterlinge und Vögel.
Dreizehn Kilometer sind es nach Manzanillo – aber da flach, ist es gar nicht anstrengend zu fahren. Ab und an fährt mal ein Autobus oder ein Autoohnebus vorbei, aber die meisten sind auf dem Fahrrad unterwegs.
Und das allerbeste: ist einem warm oder möchte man eine Pause einlegen, dann fahre man einfach nach links: da ist nämlich das Meer, und ein Strand nach dem anderen lädt zum Sonnenliegen, Schattenbaden oder Wasserplanschen ein. Aber Vorsicht: hier gibt es viele Strömungen, also lieber nicht hinausschwimmen wenn ihr nicht genau wisst was ihr tut. Ich weiß es nicht und plansche daher lieber am Ufer in den Wellen rum…
Auf jeden Fall dauert es auf diese Weise ein Weilchen bis ich in Manzanillo ankomme. Angekommen fängt es jedenfalls wieder zu regnen an und ich kehre in das einzig offene Lokal ein. Ein Soda-Restaurant.
In einem Soda-Restaurant werden typisch Costa Ricanische Speisen gekocht und serviert. Basis ist ‚casado‘ – zu deutsch: ‚verheiratet‘. Und so ist es auch: auf dem Teller sind Reis und Bohnen verheiratet – dazu kann man sich eine Beilage nach Wahl suchen (Fleisch, Fisch, Gemüse, Ei).
Die Begrüßung seitens des Restaurantbesitzers fällt mal, gelinde gesagt, unterkühlt aus. Fast a bissi wienerisch – da sind die Wirte, bzw Kellner, auch oft gar nicht so froh wenn ein neuer Gast das Territorium betritt. Weil das heißt, das heißt ja, seufz: Arbeit…
Ich bestelle Pinto Gallo (hier sind Reis und Bohnen bereits vermengt, und nicht wie bei Casado nebeneinander auf dem Teller). Und zu trinken einen schwarzen Tee mit Milch. Kurze Zeit später rammt der Gastwirt eine Tasse auf meinen Tisch. Der Inhalt ist nahezu rein weiß. Ist da auch Tee in der Tasse? Es hängt ein Teebeutel raus, also offensichtlich ja. Ich koste. Pfuideibel! Das ist heiße Milch in der ein Teebeutel hängt. Ich wandere zur Ausschank und bitte ganz lieb ob ich bitte einen neuen schwarzen Tee haben könnte – ohne Milch, die würde ich dann diesem Häferl entnehmen. Bitte.
Ui. Da werden Augen gerollt und gemurrt. Dann ein wenig herumgeschnauzt aber schlussendlich nimmt er ein neues Häferl, hängt ein Teesackerl rein und kippt kaltes Wasser drauf, so, dass die Tasse zu einem Drittel voll, bzw leer, ist. Ich frage ihn ob ich den Tee eventuell mit heißen Wasser serviert bekommen könne. Ein weiterer Seufzer und noch mehr Augenrollen ist die Antwort. Was für ein Trottel!? Aber dann wird mein Gesöff in die Mikrowelle verfrachtet und heiß gemacht. Aha. Dann bekomme ich mein Getränk: eine Häferl, zu einem Drittel voll mit Tee, zu zwei Drittel leer: um die Milch drauf zu gießen…
„Perfecto…“ murre ich und schütte einen kleinen Schluck Milch zu meinem Tee. Wurscht is‘ a. Trink ich halt mal einen ganz, ganz kleinen Tee.
Mein Pinto schmeckt übrigens auch scheiße. Apropos scheiße. Ich muss aufs Klo. Da mein Wirt nicht gerne redet deutet er nur in die Richtung wo auf einem Schild geschrieben steht: Baño – cuesta 500 Colones. Das ist ja fast 1 US-Dollar. Pfff.
Die Klofrau hat ein ähnlich einnehmendes Wesen wie mein Wirt – die müssen verwandt sein – und das Klo ist so scheiße wie mein Pinto. Als ich mir im Anschluss die Hände waschen möchte schreit die Klofrau auf: „No! No vendo el agua!“ („Wasser verkaufe ich nicht!“), und schubst mich verbal weg, vom Waschbecken. Und ich beschließe, dass sie sich die fünfhundert Colones nicht verdient hat, und gehe ohne zu zahlen. Sie zetert hinter mir. Und ich denke mir, dass sie sich ihr Geld nur mit Gewalt erkämpfen wird können. Darauf scheint sie aber keine Lust zu haben denn sie hört auf zu keifen und verfolgt mich auch nicht.
Dem Himmel sei Dank hat der Regen aufgehört. Hier mag ich nimma sein!
Bitte tut euch einen gefallen und meidet das Soda-Maxi-Restaurant in Manzanillo! Service: furchtbar. Essen: Bäh.
Ich radle weiter zum Gandoca – Manzanillo – Wildlife – Refuge. Hier muss mein Bike zurückbleiben und ich gehe zu Fuß weiter. SCHÖN ist es hier! Kleine Mini-Buchten und ein doller Dschungel.
Ich geh‘ weiter und weiter im Dschungel. Bis der Weg ein wenig unwegsam wird. Ich bemühe mich sehr. Aber der Weg ist fürchterlich gatschig und glitschig und ohne geeignetes Schuhwerk einfach nicht begehbar. Ich weiß nicht genau, was für DIESEN Weg geeignetes Schuhwerk wäre – meine Flip Flops sind es jedenfalls nicht…
Da es rauf und runter geht schlittert man unkontrolliert bergab – das ist mir zu gefährlich und ich kehre um.
KRACH
Entsetzt bleibe ich stehen. Eine Kokosnuss ist gerade direkt vor mir aus dem Himmel geflogen gekommen und vor mir auf dem Boden zerplatzt! Ich konnte den Luftzug auf meiner Nasenspitze spüren!
Und da liegt er schon: der Friedhof der Kokosnüsse…
Für die Unwissenden unter euch: jedes Jahr fallen mehr Menschen den fliegenden Kokosnüssen zum Opfer als zum Beispiel Haien!
Daher radle ich lieber wieder zu den Haien. Ist einfach sicherer.
Den restlichen Tag betreibe ich Beach-Hopping. Ein bisschen schwimmen hier, ein bisschen plantschen da und dazwischen mit meinem Fahrrad biken. Und natürlich eine heiße Schokolade trinken! Im Chocorart kommt diese nämlich bio und vegan, frisch vom hauseigenen Feld in deine Tasse. Mmmh!
Zum Abendessen gibt’s die Reste vom gestrigen Dinner – um Geld zu sparen hab ich im Supermarkt Brot gekauft. Naja. Zumindest steht auf der Packung drauf, dass es sich um Brot handelt. Es besteht zu 90 % aus Luft und 10 % aus schlechtem Geschmack. Mit Bohnenpaste und Chips belegt lässt es sich mit einem Schluck Bier aber ganz gut runterspülen…
Im Anschluss mache ich einen langen Verdauungsspaziergang durch Puerto Viejo und gehe früh schlafen.
Am nächsten Morgen gibt es noch mehr Luftbrot mit Bohnenpaste und Chips (allerdings ohne Bier) und da die Sonne vom Himmel strahlt packe ich wieder meinen Strandrucksack und flitze los. Ich spaziere am Strand entlang, Kilometer für Kilometer. Es ist einfach zu schön!
Dann komme ich zum Surferstrand – da werde ich mich niederlassen – denn da gibt’s was zu gucken! Das mag ich.
Mit lesen, vorsichtig im Meer abkühlen (die Wellen sind riesig), Surfprofis bestaunen und über Surfanfänger feixen (gemein, ich weiß…) vergeht der Tag fix. Am Nachmittag gönne ich mir nochmal einen schönen Kaffee und plausche mit einer Freundin daheim via Internettelefonie.
Abends treffe ich mich mit Lidia und wir gehen essen. Nach all den Luftbroten eine willkommene Abwechslung! Am Heimweg beginnt es urplötzlich zu schütten und wir retten uns rasch in die nächste Bar. Hier spielt eine Live-Band. Und das sogar sehr gut. Na gut, dann eben tanzen statt schlafen – wenn es das Schicksal halt so will?! Nach der Band kommen Feuer-Jongleure. Ui, die werfen gekonnt ihre brennenden Reifen und Stecken in die Luft. Das werfen klappt auch schon recht gut – nur das fangen nicht so… immer wieder landen brennende Gegenstände in der Menschenmenge. Da es nicht mehr regnet und ich heute auch nicht mehr verbrennen will – wo ich doch schon knapp dem Kokosnusstod entgangen bin – gehe ich dann doch lieber brav nach Hause und nudele mich unter mein Moskitonetz…
Adios a Puerto Viejo. Bienvenido a San Gerardo.
Wie hat’s mir gefallen, in der Karibik? Ich hatte wunderbare drei Tage – und das war aber auch genug. Es ist gaaaanz anders als San Gerardo. Abgesehen davon, dass es hier keine Berge, aber ein Meer gibt sind auch die Menschen ganz anders. Viele Touristen! Und die hier lebenden Ticos sind (aufgrund der vielen Touristen?) ziemlich unfreundlich. Trotzdem, für ein paar Tage ist es wunderbar hier! Puerto Viejo ist eine kleine Stadt mit Supermärkten, sehr netten Restaurants und Bars und Kaffeehäusern, kleine Läden zum bummeln und das ganze direkt am Meer. Aber bitte: Schirm mitbringen – gegen die Sonne und gegen den Regen 🙂
Wäre ich länger geblieben hätte ich noch einen Ortswechsel vorgenommen: Cahuita soll sehr schön sein. Beim nächsten Mal dann.
Jetzt muss ich erstmal ganz lange Busfahren. Und als ich daheim ankomme gibt’s keinen Strom. Warum? Jemand hat auf seinem Grundstück irgendetwas (Äste, oder Laub oder so ein Zeug) verbrannt – und dabei blöderweise auch gleich den Strommasten samt Stromkabel mit abgefackelt…
Das ist Costa Rica. Pura vida,
❤️ Du bist so mutig!!!!! Das warst du immer ☺️ Danke das wir bei deinen Abenteuern dabei sein dürfen ??
…ist das mutig? Bin ich mutig? Ich weiß nicht… Ich weiß nur, dass ich immer weniger Ängste habe ? Dafür hab‘ ich umso mehr Freude, dass ich mein Leben zwar ganz alleine lebe, aber ich trotzdem nicht alleine bin! Danke fürs dabei sein, auf meinem Weg durchs Leben ❤️