Es ist nicht immer leicht sich selbst zu sein #dawardieseslochaufmeinemweg…

Trotz der sehr erfreulichen Nachricht, dass mein Antrag auf Visumsverlängerung bewilligt wurde und ich nun bis 14. Juli 2017 in California Bleiberecht besitze, bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Erst sprichwörtlich und dann auch noch im wahrsten Sinne des Wortes. Das hat mich ziemlich gelähmt.  Erst sprichwörtlich und dann auch noch im wahrsten Sinne des Wortes. Drum war es etwas still und nachdenklich in der Kiki – und damit auch in Kikis Blog…

Ich möchte hier, zumindest zu diesem Zeitpunkt, nicht alles was mich bewegt veröffentlichen. Aber einen kleinen Einblick in meine Gedankenwelt möchte ich euch nicht vorenthalten:

Juhu, darf nun bis 14. Juli 2017 bleiben. Huch, aber dann muss ich raus aus California und den USA. Blöd, dass wir am 12. Juli Besuch bekommen.

Nun, die Nachricht bis Juli bleiben zu dürfen hat mich ungefährt für dreißig Minuten hoch erfreut. Aber dann. Was mache ich dann? Juli ist in drei Monaten. Was mache ich dann? Eines ist klar: mein Touristenvisum kann nicht mehr einfach so verlängert werden – ich muss das Land verlassen! Na gut, denke ich mir, machen wir einfach Urlaub in Mexiko. Das ist nicht weit und wäre mal schön zu sehen.

„Aiiiiii…“ sagt der Immigration-Anwalt und runzelt die Stirn. „Mexiko ist eventuell ein wenig schwierig. Es könnte durchaus sein, dass es an der Grenze Schwierigkeiten mit der Einreise geben könnte.“

Hmmm, überlege ich. Vielleicht dann Kanada? Da wollte ich eh auch schon immer mal hin. Zwar etwas weiter und teurer als Mexiko, aber auch schön.

„Aiiiii…“ wieder der Anwalt. „Also Kanada ist bestimmt besser als Mexiko. Aber sicher ist es nicht, dass du einfach so wieder einreisen darfst und wieder sechs Monate bleiben darfst.“

Die Bewilligung der Einreise in die USA aus Kanada ist wahrscheinlicher als aus Mexiko. Aber nicht sicher. Besser, aber ebenfalls nicht sicher, ist es für einige Monate zurück nach Österreich zu gehen und es dann wieder zu versuchen. Aber in kurzer Zeit mehrmals mit einem Touristenvisum in die USA einzureisen ist schwierig bis unmachbar.

Es ist nämlich so: die USA hat Panik, dass jemand, zum Beispiel ich, für IMMER hier bleiben möchte. Daher muss bei jedem Visumsantrag genau begründet und dokumentiert werden WARUM und für WIE LANGE man den jetzt unbedingt in den USA sein möchte. Bei Matthias ists recht einfach: er hat ein J1-Visum von der Universität welches genau so lange gültig ist wie seine Anstellung als Postdoc. Aber ich bin mit einem Touristenvisum hier. Das heißt „auf Urlaub“.

Nun die panische Frage der USA: „Wie zum Geier kannst du so lange Urlaub machen? Hast du denn keinen Job in Österreich? Keine Wohnung? Keine Familie? Und falls nein – heißt das, du willst dort nicht mehr zurück? Heißt das etwa….heißt das etwa du willst…….du willst HIER BLEIBEN?!?!?!? Für IMMER?!?!?!?“

Kiki, alles was du sagt kann und wird gegen dich verwendet werden!

Mein Immigration-Anwalt sagt, dass genau dieses Problem an der Grenze besprochen werden wird. Im schlimmsten Fall würde ich im Anschluss an dieses Gespräch abgeschoben. Tatsächlich! Ich würde in ein Flugzeug nach Österreich gesteckt und für seeeehr lange Zeit nicht mehr in die USA einreisen dürfen. Der schlimmste Fall ist vermutlich nicht wahrscheinlich, aber möglich.

Günstigenfalls wird es voraussichtlich aber so ablaufen: An der Grenze in Kanada in die USA werde ich sehr wahrscheinlich in ein Verhörzimmer gebracht werden und einige Stunden recht unangenehm verhört werden. Wenn ich überzeugend klinge und genügend Beweis-Dokumente mit mir führe würde mir die Einreise in die USA vermutlich wieder gewährt werden. Allerdings vielleicht nicht mehr für sechs Monate (die maximal möglich sind), sondern nur für ein paar Wochen. Das darf (laut Gesetz), der Grenzbeamte ganz alleine und nach gut dünken entscheiden. Und dann kommt es darauf an in welcher Verfassung und Laune er sich gerade befindet wie der Entscheid lauten wird: Abgeschoben oder Einreise bewilligt.

Der gutgelaunte Beamte entscheidet für ein Bleiberecht von weiteren sechs Monaten. Der Schlechtgelaunte für ein paar Wochen. Und der mürrische, bärbeißige Mieselsüchtler schiebt mich ab.
Das, liebe Kiki, erfährst du bei der Einreise.

Hmmm, denke ich. Und dann? Dann muss ich ja wieder raus aus dem Land. Und außerdem wollten mich im September meine Eltern besuchen kommen, die ich Ostern letzten Jahres zuletzt gesehen habe und mich dementsprechend schon sehr freue. Aber was nun? Ich weiß ja gar nicht ob ich im September überhaupt noch hier sein darf…seufz…liebe Eltern, bitte kein Flugticket kaufen.

Ich kann mich auch nicht mit den anderen Partnern anderer Postdocs austauschen – denn die sind verheiratet und besitzen somit ein J2 Visum. Und damit Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis.

Und während ich mir so Gedanken mache wie mein Leben ab Juli weitergehen soll (ich könnte ja auch einfach nach Hause fahren. Da habe ich Bleiberecht und Arbeitserlaubnis) stolpere ich in in das Loch am Gehsteig vor mir und – prelle mir böse die Hand. So böse, dass ich sie nur noch liebevoll auf ein Kissen drapieren kann, nicht aber sinnvoll nutzen. Was mich wieder daran erinnert hat immer noch keine Polizze meiner im Dezember abgeschlossenen Krankenversicherung zu besitzen…


Daraufhin habe ich beschlossen auch noch ein wenig krank zu werden. Da hatte ich dann gut Zeit viel nachzudenken. Über oben genanntes und mehr.

Und nun ist es an der Zeit all meine Sorgen, Ängste und Selbstzweifel zu akzeptieren und liebevoll auf eine Wolke zu setzen. Sie dürfen nun weiter ziehen. Denn sie bringen mich nicht weiter. Sie helfen mir nicht. Sie bringen mir nur viele schlaflose Nächte und bedrückte Tage.

So atme ich Vetrauen ein – und Verzweiflung aus.
Liebe ein – und Kummer aus.
Energie ein – und Zerstörung aus.
Kraft ein – und Mutlosigkeit aus.

Und so wie die kalifornische Mohnblume, Staatsblume Kaliforniens, Überlebenskünstlerin, deren Samen jahrelang in den ausgetrockneten Böden überleben können, so möchte auch ich wachsen, und sei der Weg noch so steinig…

Übrigens, Erkenntnis des Tages: der größte Stein auf meinem Weg, der bin ich selbst. Es ist nicht immer leicht sich selbst zu sein…

 

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