Ich hab nen Pool :-)

Es klopft an der Tür.

„Healllou hauuuurrruuuu?“ werde ich begrüßt.

„Häh?“ antworte ich verdutzt

Mein Gegenüber grinst. „Hello, how are you?“ fragt er nun verständlicher.

Aaaaaah! Ja ganz fantastisch natürlich!

Was will er denn?

„Eeeiiim kaaaaaaaaming tuuuu rrrrrrriiiipeeeeeeeeaaaa saaammmmm sings in yuuuuuur apaaaaatment.“ erklärt er mir.

„Häh?“

„I am coming to repair some things in your apartment.“ bemüht er sich deutlicher zu sprechen.

Achsooooo, dann immer rein in die gute Stube. Ich hatte unsere Vermieterin, Latifa, gebeten die paar nicht ganz so gut funktionierenden Dinge in unserer Wohnung wie zum Beispiel den tropfenden Wasserhahn in der Küche oder den schon etwas zu sehr in die Jahre gekommenen Duschkopf zu reparieren bzw ausszutauschen. Und auch unser Haustürschloss will sich nicht so recht zusperren lassen…nicht, dass wir auch nur irgendetwas hier hätten was es Wert wäre geklaut zu werden (das wertvollste ist derzweit mein neues hundertfünfzig Dollar Handy) oder, dass ein Tritt gegen die Papptüre diese sowieso binnen Sekunden destruieren würde…

Mein Handwerker ist nett. Glaub ich zumindest. Kann ihn nicht verstehen. Ist ein Südstaatler. Aber er lacht lieb und bietet mir an einen neuen Duschkopf zu installieren.

Ja, super!

Er könne auch so einen kaufen wo man den Duschkopf in die Hand nehmen kann. Also so wie in Österreich normal und üblich – im Gegensatz zu hier. Hier hat man meist nur so ein kleines Köpfchen aus der Plastikwand (Fliesen sind doch überbewertet!) ragen unter welchem man sich brausen kann.

Ja das wäre natürlich MEGA Super! Damit hätte ich ja nicht gerrechnet!

Er repariert auch die Abwasch und tauscht das Türschloss aus. Spitze!

Nachmittags wirds in der Wohnung ziemlich warm. Ich schwitze. Na wozu hat man denn einen Pool vor der Haustüre? So werfe ich mich ins kühle Nass und schwimme ein paar Bahnen. Dann noch auf den Liegestuhl zum trocknen gelegt…ich kann mein Glück kaum fassen!

 

Abends hole ich Matthias vom Zug ab. Fussmarsch von unserer Wohnung zum Bahnhof: dreißig Minuten. Retour: eine halbe Stunde.

 

Dann gehen wir noch einkaufen: eine weitere Stunde wandern geht drauf. Dadurch, dass die Geschäfte und ihre Parkplätze sooooooo groß sind geht man schon mal gern fünf bis zehn Minuten nur um an diesem Geschäft vorbeizukommen…Also ohne Auto und Fahrrad brauch man hier gute Beine und Zeit.

Geduldsprobe Supermarkt

Apropos Zeit, es ist auch immer wieder faszinierend den Kassierern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Bevor mit der Operation: Scannen begonnen werden kann wird erstmal höflich gefragt:

„Hello, how are you? War alles zu Ihrer Zufriedenheit? Haben Sie alles gefunden wonach Sie gesucht haben?“

„I am fine und alles war ganz super!“ muss man antworten bevor das erste Produkt über den Scanner geschliffen wird. Manchmal wird auch noch interessiert das Etikett gelesen bevor Artikel Nummer zwei geangelt wird. Sind dann endlich alle Waren gescannt und ich schon ungeduldig von einem Bein aufs andere gewippt fragt der Kassenwart ob man ein eigenes Sackerl mit hätte oder eines kaufen möchte, und aus welchem Material das gekaufte denn bitte sein darf. Papier oder Plastik? Egaaaaal! Mach einfach hinne mir friert der Arsch ab hier drinne! Das erinnert mich daran, dass mich meine Mutter schon als Kind immer und immer wieder ermahnt hat: Geh niemals ohne Haube und Schal außer Haus! Hätt ich mal auf sie gehört, dann müsste ich jetzt nicht mit blauen Lippen an der Kassa rumhängen…

Ja und dann wird sanft Stück für Stück in die Tüte(n) eingeräumt und zu deinem Einkaufswagen getragen, ein schöner Tag gewunschen und dann, erst dann kommt der nächste dran! Uffffff….hier braucht man einfach Geduld! Würde einer der hiesigen mal zum österreichischen Hofer einkaufen gehen – alle würden sie vom Burnout dahingerafft!

Aber ich bin glücklich. Ich fühle mich priviligiert. Ich darf was von der Welt sehen – zwar derzeit nur zu Fuß, aber dafür mit einem kleinen, feinen Pool vor der Haustüre!

Gäste, ihr seid herzlich willkommen und unser Gästebett ist uuuuur-bequem 🙂