Wooohoooo heute bekommen wir unseren Schlüssel. Mit ganz arg viel Spazi fahren wir los um zu diesem wichtigen Event nur ja nicht zu spät zu kommen! So sind wir eine halbe Stunde zu früh…Aber macht nix, wir nutzen die Zeit und gehen shoppen: Abwaschschwämmchen – denn sowas wie Wettex gibts hier nicht, Reinigungsmittel, Spüli, Geschirrspülmittel, Kloputzmittel und Seidenpapier.
Also der ursprüngliche Plan war es natürlich nicht Seiden- sondern Klopapier zu kaufen. In dem Wissen, dass es sich in anderen Ländern aber meist um einlagige, hauchdünne Po-Abwischer handelt, die bei Kontakt mit (der hier nun wirklich unvermeidbaren) Feuchtigkeit in ihre einzelnen kleinen Papier-Wutzel-Atome zerfallen greifen wir in die Tasche und kaufen ein Markenprodukt. Charmin. Trotzdem ein Griff ins Klo. Es handelt sich hierbei zwar immerhin um ein zweilagiges Seidenpapier, aber Seidenpapier bleibt Seidenpapier! Naja, wenn die fünfzig Rollen aufgebraucht sind probieren wir was Neues…
Der Mietvertrag…
Pünktlich finden wir uns nun bei unserer bosnischen Vermieterin, nennen wir sie hier Latifa, ein. Sie ist übrigens nicht die Besitzerin dieses Areals sondern die Managerin. Sie händigt uns den achtseitigen Mietvertrag aus. Eifrig lesen wir und sind uns nicht sicher ob wir hier einen Mietvertrag oder die Mitgliedschaft in einem Bootcamp unterschreiben…
Laut sein ist verboten. Egal ob musizieren oder schreien. Haustiere sind verboten. Alkohol am Pool zu trinken ist verboten. Besuch ohne vorheriger Ankündigung – verboten. In die Wänder der Wohnung Löcher bohren – verboten. Rauchen ist sowieso verboten (es gibt praktisch nirgendwo eine Wohnung zu mieten in der man rauchen darf). Weiters ist es verboten irgendwelche Sachen außerhalb der Wohnung aufzuhängen – zum Beispiel ein nasses Handtuch vor die Türe zum trocknen.
Neben der Verbote gibts natürlich auch Verpflichtungen. Jeder Besuch muss angekündigt werden, bleibt er länger, eine Kopie des Reisepasses im Office hinterlegt werden. Ebenso werden wir verpflichtet schriftlich mitzuteilen wann und wie lange wir auf Urlaub fahren.
Unerwähnt bleiben natürlich auch nicht die Strafen falls man zum Beispiel mal vergißt seinen Scheck für die Miete rechtzeitig, das heißt am ersten jeden Monats, im Office abzugeben…
Matthias und ich schauen uns an – und unterschreiben. Das ist wohl Amerika…
Next step: Zur Post fahren und mitteilen, dass wir nun hier leben. OK, auch das ist wohl Amerika…
Wir bekommen von Latifa noch den Tipp bei Goodwill vorbeizuschauen, sowas wie die Caritas in Österreich. Hier bekommt man secondhand Ware zu einem günstigen Preis. Wir fahren und schauen – finden aber nichts was wir brauchen könnten. Da wir auch auf Craigslist nichts finden konnten fahren wir zu IKEA 〈eikia〉 weil den gibts natürlich auch hier!
IKEA- VI KOMMER! Zu deutsch: MÖBELHAUS – WIR KOMMEN!
Und hungrig sind wir auch schon. Also ab ins Restaurant denn Kötbullar gibts natürlich auch hier. Sie heißen nur anders: Swedish Meatballs (Rind und Schwein) oder Chicken Meatballs (Huhn). Wir nehmen einmal so und einmal so. Serviert werden die pappigen Bällchen mit Instant-Kartoffelpüree, ungewürztem Tiefkühlgemüse (jetzt verstehe ich auch warum die Amis lieber Burger essen), Packerlsauce und Preiselbeeren.
„Die Preiselbeeren haben am besten geschmeckt“ sagt Matthias trocken.
Ich wische mir die Tränen aus den Augen vor lachen. Aber immerhin war es billig. Sehr billig! Vier Dollar pro Person…
Und dann: shopping! Wir testen Matratzen, Betten, Schlafsofas für die Gäste, Bettdecken, Kopfpolster, Besteck, Geschirr, Töpfe, Pfannen, Schneidbrettchen, Kochlöffel, Mülleimer, Klobesen, … … …
Fünf Stunden später lautet die Gesamtsumme an der Kassa: $ 1.097,20. Schluck. Halt, ich habe noch einen Gutschein – der ist zwar aus Österreich aber vielleicht haben wir Glück und wir können ihn hier auch einlösen. Wir können! Und so freuen wir uns, dass nochmal ganze zwölf Dollar abgezogen werden und bezahlen nun nur noch $ 1.085,20… Aber um einen komplett neuen Haushalt einzurichten gehts wohl wieder.
Wir bemühen den, hier leider nicht kostenfreien, Service uns die Möbel heimstellen zu lassen – die passen beim besten Willen nicht in unsere Mietkarre…Aber den Kleinkram bringen wir persönlich heim und schwupp di wupp ist der Tag rum! Es ist bereits nach 19 Uhr! Hunger!
Restaurant – Dinner – I like
Wir treffen uns mit Stefan, einem ehemaligen Studienkollegen von Matthias der immer wieder, und so auch gerade jetzt, beruflich hier im Silicon Valley ist. Er wohnt nur fünfzehn Minuten von uns entfernt…Wie klein die Welt doch manchmal sein kann…
Wir holen ihn ab und gehen essen. Endlich mal ein wieder ein Essen welches 1.) auf einem echten Teller mit Besteck und das Getränk in einem GLAS und 2.) serviert wird! Und das noch dazu zu einem leistbaren Preis 🙂 Und so lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.