Kiki’s Alltag in Costa Rica

„Was MACHST du denn den ganzen Tag?!“ werde ich von allen Seiten gefragt.

Gute Frage!

Und gute Fragen werden beantwortet.

Tagwache: 5 Uhr!

Erstmal schlafe ich gemütlich aus. So bis 5 Uhr. Dann bekrähen die Hähne nämlich den Tagesbeginn und das Dorf, mit all seinen dreihundertfünfzig Einwohnern (+ einer Kiki), erwacht.

Dann die Äuglein reiben und, brrrr, unter dem Berg Decken hervorkriechen, Fleecepulli und Flanellpyjama ausziehen und schnell in meine Wandersachen geschlüpft bevor ich Frostbeulen bekomme.

Task 1: Wandern

Dann habe ich die Wahl meinen Körper mit einer anstrengenden, sehr anstrengenden oder extrem anstrengenden Wanderung zu stählen.

Egal wohin man geht: es ist steil – man kann sich nur aussuchen wie LANGE man wandert.

Und neulich begegnete mir dieser kleine Kerl da:

 

Task 2: Duschen

Und wenn ich zurück komme dusche ich. Das Wasser ist, wenn ich Glück habe kalt, wenn ich Pech habe eiskalt. Die „normale“ Dusche meines Körpers ertrage ich mittlerweile ganz gut, aber Haarewaschen ist ein Alptraum – wenn das Gebirgswasser sich so meinen Rücken runterschlängelt…

Vormittags regnet es nicht und manchmal blitzt die Sonne hervor

Und dann entscheidet das Wetter was ich tue. Es herrscht derzeit ja Regenzeit in Costa Rica – und so regnet es gerne, stark und viel. Aber Vormittags ist es eigentlich immer trocken. Und an manchen Tagen scheint sogar die Sonne für ein bis zwei Stunden: dann setze ich mich in diese und lese ein Buch.

Oder streichle die Katzen und Hunde. Oder ich lese ein Buch während ich die Hunde und Katzen streichle.

 

Scheint die Sonne nicht, geselle ich mich in die Küche zu Madre Margarita, oder suche ein Internet um euch zu schreiben, oder telefoniere…

Mittagessen: Reis + Bohnen

Zwischen elf und zwölf Uhr gibt es Mittagessen. Es gibt jeden Tag Reis und Bohnen. Jeden Tag! Und dazu mal Kartoffeln, oder Ayotes (schmeckt ähnlich wie Kartoffel aber ich weiß nicht was das ist), oder ein Salat, oder Patatas (Kochbanane)… Aber mir schmecken auch die einfachen Dinge gut!

Das ist Pinto de Gallo – das Costa Ricanische Frühstück. Reis mit Bohnen. Dazu isst man was schmeckt, und meiner Familie schmeckt a Eierspeis‘.

Nachmittags regnet es eigentlich immer. Naja, das ist zu optimistisch ausgedrückt: es schüttet und alle paar Tage gewittert es dazu ordentlich.

Nach dem almuerzo, dem Mittagessen, gehe ich in die „Arbeit“. Nur fünf Minuten (bergauf) ist ein klitzekleines Hotel in welchem ich das Internet benutzen darf.

Vielleicht stimmt die Beschreibung „in welchem“ nicht ganz.

Denn IN dem Hotel gibt es nur die vier Zimmer und am Gang Dusche und WC. Arbeiten tue ich auf der überdachten Terrasse. Das ist sehr schön wenn es warm ist! Aber ab drei Uhr Nachmittags sinkt die Temperatur immer mehr und ich sitze in langer Hose, Stiefeln, Puli+Fleecepuli+Jacke da und habe eiskalte Hände.

 

Abendessen: Reis + Bohnen. Weiß nicht warum die sich im Dschungelcamp darüber immer so aufregen…?

Aber drinnen in den Häusern ist es auch nicht sehr viel wärmer – es gibt keine Heizung und die Wände sind teilweise nur ein Maschendrahtzaun. Daher wärmt man sich erst beim warmen Abendessen (ähnlich wie das Mittagessen: Reis + Bohnen und noch etwas dazu) und dann noch mit einem Tee.

Nachtruhe: 20 Uhr

Dann plaudern wir alle noch und gegen acht wandert jeder gähnend in sein Zimmer. Ich manchmal mit Wärmflasche. Dort lerne ich noch ein wenig Spanisch und lese bis mir die Augen zufallen. Das ist dann spätestens um neun der Fall…


Highlight Apfelstrudel

Gestern habe ich Wiener Apfelstrudel gebacken! So richtig mit Strudelteig ziehen und so. Und meine Familie war begeistert!

„¡Muy, muy, muuuuuy rico!“ haben alle immer und immer wieder gerufen. Und Madre Margarita möchte lernen wie man ihn macht.

Madre Margarita, Enkelin Steidelyn, Tochter/Tante Lorena, Padre Memo, Tochter/Mama Alejandra beim Apfelstrudel verkosten

 

Nach der Arbeit kommt das Vergnügen: Karaoke-Bar!

Heute Abend gehen wir aus! Lorena + Estevan, Mirna + Julio plus Sohn und ich. Wir gehen in die Bar, und Samstags ist dort Karaoke.

Mal schauen ob es tatsächlich zustande kommen wird – denn sie arbeiten wirklich hart und viel, und da könnte es durchaus sein, dass sie am Abend müde sind.

Aber eigentlich arbeiten die meisten hier hart und viel…

Lorena zum Beispiel arbeitet sechs Tage die Woche, für acht bis zehn Stunden täglich (je nach Saison) in einem Hotel im Büro. In die Arbeit geht sie zu Fuß und braucht dafür circa fünfzig Minuten pro Strecke. Ich brauche nicht extra erwähnen, dass es steil bergauf geht?! Wenn sie am Abend heimkommt ist sie durchnässt – denn da schüttet es ja meistens. Dann rastet sie kurz, isst zu Abend und gegen zweiundzwanzig Uhr setzt sie sich hin und lernt bis drei Uhr morgens – fürs Studium. Sie studiert Tourismus.

Wird nicht gearbeitet, freut man sich des Lebens!

Lorena’s Mann, Estevan, ist nicht minderfaul. Er spaziert Montag Nacht um vier Uhr morgens los in die Arbeit. Er arbeitet in einer Art Hütte oder Kiosk am Mt Chirripó. Für die acht Kilometer benötigt er zwei Stunden. Touristen etwa vier – denn, eh schon wissen, es geht sehr steil bergauf. Dort bleibt er bis Donnerstag und kommt dann zurück und hat über das Wochenende Zeit sich seinem Studium, Agrartechnik, zu widmen.

Julio besteigt dreimal die Woche den Mt Chirripó um den Touristen den Aufstieg zu erleichtern – er trägt die knapp zwanzig Kilometer das Gepäck.

Mama Margarita ist 65 Jahre alt und arbeitet in der Schule als Köchin. Sie kocht für fünfundsechzig Kinder das Mittagessen. Wenn sie, per Hand – Geschirrspüler gibt es hier nicht – alle Teller und Töpfe abgewaschen und abgetrocknet, sowie alle Tische und den Boden gewischt hat, kann sie nach Hause gehen – und den Haushalt schupfen.

Und so könnte ich weiter erzählen – alle hier sind sehr fleißig! Die Frauen vielleicht sogar noch ein bisschen mehr…

Aber wisst ihr was mich am meisten beeindruckt? Keiner jammert!

Wird nicht gearbeitet, freut man sich des Lebens – und vergeudet es nicht mit jammern!

Alle arbeiten viel und hart. Und trotzdem bleibt den wenigsten am Ende des Monats so viel Geld übrig, dass man sich mal etwas gönnen kann. Wie auf Urlaub zu fahren zum Beispiel. Oder im Haus einen Boden zu verlegen…

…ich hatte ja erzählt, dass in meinem Zimmer der Boden im einfach gehaltenen Beton-Look gehalten ist. Seit gestern weiß ich auch warum. Bis vor kurzen war das ganze Haus „roh“. Aber Margarita und Memo haben gespart um den Boden verfliesen zu können.

„Ich sage dir, es ist so toll, seid wir die Fliesen haben!“ strahlt Margarita. „Es ist so viel einfacher zu putzen als vorher. Leider hatten wir nicht genug Geld um das ganze Haus zu verfliesen, aber zumindest die Küche und das Wohnzimmer! Das war mal das wichtigste! Und irgendwann kommen dann vielleicht auch die Schlafzimmer dran…“

Werden Herzenswünsche erfüllt, dann freut man sich. Und bis dahin ist man Zufrieden mit dem was man hat!

Ich mache diese Reise hierher nicht nur um Spanisch zu lernen oder Costa Rica zu bereisen. Sondern um meinen Horizont zu erweitern. Um aus unserer Konsumwelt auszubrechen. Um das Ich will haben auf ein Ich will sein zu korrigieren. Mich in Bescheidenheit, Zufriedenheit und Dankbarkeit zu üben – Attribute die in Österreich und im Silicon Valley immer mehr in Vergessenheit geraten!

Ja, in unserer Welt lernt man von seinen Lehrern schreiben, rechnen, Fremdsprachen, Geographie, Geschichte, seinen komplexen Beruf….Die Menschen hier wissen nicht wer Mozart ist oder Dinge, die wir als Allgemeinbildung verstehen. Aber von ihnen lerne ich mit dem Herzen zu sehen, Dinge, die nicht änderbar sind anzunehmen (keiner klagt über den täglichen Regen!), inne zu halten weil ein Schmetterling vorbeifliegt…

…und dafür bin ich dankbar!

 

PS: Wir waren gestern aus – und hatten eine Fetzengaudi!

Mis hermanas… 😀

2 Antworten auf „Kiki’s Alltag in Costa Rica“

  1. Quierida Kristina!
    Tus hermanas estan muy amable! Muchos saludos y abrazos y besos!!! Y buen tiempo algomas!
    Sigrid y pedro

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