Es gibt so Tage, die beginnen morgens und enden abends. Das nur mal so nebenbei erwähnt. Und in den letzten Tagen, zwischen Inbetriebnahme meine Körpers morgens um sieben und Deaktivierung Selbigens abends um zehn geschah: nix. Da liest sich selbst eine Klopapierrolle interessanter als ein Bericht über letzte Woche Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag. Und ich denke da an eine weiße Klopapierrolle. Ohne Muster! Aber durchaus auch mal fein, so ein paar beruhigend fade Tage zu durchleben.
Friday morning coffee at Stanford für die Abhängigen
Trotzdem bin ich froh heute, Freitag dem 2. September, wieder ein wenig action in mein Leben zu bekommen und fahre motiviert zum morning coffee.
Der jeden Freitag in Stanford stattfindene Morgenkaffee wird für uns Abhängige, wie wir von unseren Partnern liebevoll genannt werden, veranstaltet um uns die Möglichkeit zu geben andere Individuen in der gleichen Situation (Partner arbeitet an Nobelpreis während man selbst das Abendessen vorbereitet) bei Smalltalk und Filterkaffee mit Kaffeeweißerpulver kennenzulernen. Eine hübsche Idee. Und manchmal verläuft der Vormittag kurzweilig und nett. Und manchmal, nämlich heute, fühle ich mich nach zwei Stunden meiner ganzen Lebensenergie beraubt…
Ein Gespräch zwischen mir und einer anderen Abhängigen:
Ich: „Hallo, wie geht’s?“
Abhängige: „Gut.“
Ich: „Ganz schön warm heute, nicht? Es ist erst zehn aber mir ist echt schon heiß…“ lache ich.
Abhängige etwas gelangweilt: „Hmmm.“
Ich, neuen Versuch startend: „Woher kommst du?“
Abhängige, immer noch gelangweilt: „Portugal.“
Ich: „Ah, schön!“ dabei lächele ich gewinnend.
Abhängige nickt höflich, jedoch gelangweilt: „Ja.“
Ich, schon leicht verzweifelt: „Und? Hast du schon Pläne fürs Wochenende?“
Abhängige: „Nein.“
Ich: „Du depperte Trulla, geh doch heim wennst ned reden magst!“
Aber das kann die Abhängige nicht mehr hören denn erstens hat sie sich bereits umgedreht um sich einen neuen Filterkaffee zu holen und zweitens habe ich diesen Satz natürlich nicht laut ausgesprochen.
Stehe ein paar Minuten blöd herum und starre auf die vielen, vielen Abhängigen. Die meisten sitzen mit ihren Kindern im Kreis auf der Wiese und singen Old McDonalds had a farm. Nein, da verbringe ich lieber die nächsten Jahre im Haus als mich dieser Gruppe anzuschließen.
Ich sehe eine andere Abhängige die auch alleine rumsteht. So atme ich tief ein, setze mein schönstes Lächeln auf und gehe zu ihr.
Ich: „Hi, wie gehts dir?“ und diesem Satz folgt nun ein einsilbiges Gespräch welches das vorangegangene an Eintönigkeit sogar noch überbietet, …and on this farm he had some pigs…, und so hole ich mir gelangweilt einen Kamillentee, …I-EI-I-EI-O!
Bitte, biiiitte, bitte lass es doch endlich zwölf werden, das hält ja keiner aus hier…
Ich schaue auf die Uhr und versuche die Zeiger mittels Gedankenkraft dazu zu bewegen heute mal schneller auf zwölf Uhr zu wandern. Aber diesen Gefallen tun sie mir nicht. So wanke ich von einem langweiligem Gespräch zum nächsten um mich schlussendlich in den Fängen einer Quasselstrippe wieder zu finden welche mich eine Stunde lang in ihrem unoriginellen, temperamentlosen und faden Monolog gefangen hält. Mein Lächeln ist eingefroren, meine Ohren taub, mein Energielevel auf null. Aber es ist endlich zwölf und ich speise mit Matthias zu Mittag.
Huffy redet zwar nicht viel schaut mich aber zumindest nicht gelangweilt an
Anschließend fahren Huffy (meine derzeit beste Freundin) und ich nach Hause um Kuchen zu backen. Denn morgen sind wir, sowie die gesamte Physikertruppe samt Partner bei Matthias‘ Boss zum BBQ geladen und da wollen wir ja nicht mit leeren Händen kommen. Dann beschließe ich nicht nur Kuchen sondern auch gleich das Abendessen zu kochen und dieses, in Tupperware gehüllt, nach Stanford zu liefern. So picknicken Matthias und ich unser Abendessen und gehen später mit seinen Kollegen ins Städtchen, nach Palo Alto, auf ein Freitagabendbier.
Da uns Jenny und Harlyn anbieten uns mit dem Auto heimzubringen muss Huffy in Palo Alto übernachten. Wir werden sie morgen Abend nach dem BBQ abholen.
So fand die langweilige Woche nach dem noch langweiligerem FreiTAG einen unterhaltsamen FreiABEND. Und morgen ist Wochenende! Langes Wochenende! Denn Montag ist Feiertag: labor day. Und da werden wir, gemeinsam mit Matthias‘ Kollegen Phil und Harlyn sowie Jenny (Harlyns Frau) unseren BBQ neben unserem Pool einweihen!
Ende gut – alles wieder besser
Boah. Das war mühsam. Die schwere Smalltalk(nicht)energie ergriff mich sogar beim lesen?. Aber jetzt bin ich glücklich im FreiAbend angekommen und es geht wieder aufwärts. ?