Bevor wir uns wieder ins Vergnügen „Lunch mit Freunden“ stürzen dürfen müssen wir erstmal ein bißchen brav sein. Wäsche waschen. Zählte es schon in Österreich zu meinen am wenigsten geliebten Aufgaben (dagegen ist ein verstopftes Klo das reinste Vergnügen) wird heute meine Abneigung potenziert.
Nachdem ich meine Wäsche in der etwas muffig riechenden Waschmaschine und meine acht Vierteldollarmünzen in den vorhergesehenen Schlitz verstaute darf ich auf Start drücken – nach dreißig Minuten ist der Waschspaß auch schon wieder vorbei. Problem? Nein. Kein Problem. Die Waschmaschine arbeitet einfach sehr schnell. Effizient? Nein. Nur schnell. Gut. Ich meine schlecht. Aber da nicht änderbar tun wir mal so als sei es gut. Dann jetzt das Zeug in den Trockner. Warum? Weil die Amerikaner ALLE ihre Sachen in den Trockner werfen. Es ist fast unmöglich einen Wäscheständer aufzutreiben! Wir haben ein kleines, windschiefes Ding bei IKEA gefunden und gekauft, aber dieses zarte Geschöpf würde das Gewicht einer ganzen Ladung nasser Wäsche niemals standhalten. Daher nochmals acht Münzen, diesmal in den Tumbler, versenkt und sicherheitshalber nur auf low heat gedrückt. Nach dreißig Minuten kommen die drei besten T-Shirts von Matthias zwar trocken, jedoch in Kindergröße wieder raus. Sagte ich vorhin ich wasche nicht gerne Wäsche? Ich korrigiere. Ich HASSE Wäschewaschen. Vorallem wenn ich sie für vier Dollar unsauber und zu klein wieder bekomme…Hrmpf! Ärgere mich jetzt doch. Hrmpf!!! HRMPF!!! Und dreimal mit dem Fuss aufgestampft!!! Ich darf das. Unter uns wohnt niemand. Das heißt….doch…unter uns wohnen die Maschine, die vorgibt eine Wasch zu sein sowie die Liebling-ich-habe-unsere…räusper…deine-T-Shirts-geschrumpft-Kiste…und daher gleich nochmal: dreimal. mit. dem. Fuss. aufgestampft!!! Die Waschmaschine könnte vor Wut über den Lärm ruhig mal schäumen! Das täte der Wäsche nämlich auch mal ganz gut!!!
HRMPFFF!!!
Herrje….vor lauter Ärger hätte ich beinahe meinen Apfelstrudel, mein Mitbringsel fürs heutige lunchen im Rohr vergessen…geradenochrechtzeitiggerettet…
Nun ist auch Matthias aufgewacht, steht auf, sieht seine T-Shirts und fragt:
„WAS hast du mit meinen T-Shirts gemacht!?!?!?“
„ICH WAR DAS NICHT ALLEINE!!!“ brülle ich. „DAS WAR EINE CO-PRODUKTION MIT DER ICH-MACHE-DEINE-WÄSCHE-NUR-NASS-UND-NICHT SAUBER-MASCHINE UND DEM ICH-SCHRUMPFE-DICH-IN DREISSIG-MINUTEN-GERÄT!!! Und wenn du nicht zufrieden bist wie ICH wasche – dann wasch SELBER!“
„Wie soll ich zufrieden sein wenn ich nichts mehr zum anziehen habe???“ lautet die legitime Frage von Matthias.
Wir brauchen eindeutig mehr Kleiderpferde!
Tja, vielleicht sollten wir doch noch ein paar Kleiderpferde bei IKEA kaufen. Fürs nächste mal Wäschewaschen. Kleiderpferd? Na so heißen Wäscheständer auf Englisch clothes horse.
Dann überlassen wir die Wäsche ihrem eigenen Schicksal und packen Apfelstrudel mit Vanillesauce sowie Trumer-Bier ein und laufen zum Caltrain. Wow, heute ists mal wieder extrem heiß! Da Sonntags die Busse nicht fahren gehen wir nochmal vierzig Minuten vom Bahnhof zum Campus. Verschwitzt und hungrig kommen wir an. Aber alle sind pünktlich und alle haben etwas zu Essen dabei! Mjammmmmi! Oder yummy!, wie ich als california girl sagen würde.
Wir speisen Köstliches. Nämlich:
Baniza mit Schafskäse und Spinat aus Bulgarien
Poutine aus Canada
Spareribs aus Kalifornien
Tuna casserole aus Minnesota
Lefse mit Zimt und Zucker aus Norwegen
Butter tart aus Canada
Apfelstrudel aus Österreich 🙂
Und alles mit einer großen Portion Liebe zubereitet! I like!
Wie schon beim after work beer ist auch heute die Stimmung locker, lustig und wir fühlen uns mehr als Willkommen! Matthias und ich sind die einzigen nicht native speaker in dieser Runde da alle in den USA bzw Canada aufgewachsen sind, können aber allen Geschichten folgen und plappern auch selber fleißig mit.
Wir spielen dann sogar noch Werwolf und sind happy zum Quadrat – um in der Sprache der Mathematik zu bleiben.
Die Zeit komplett vergessend kommen wir erst um halb elf pm zu Hause an. Wir freuen uns wieder so einen schönen Tag verbracht zu haben und, dass Matthias sooo nette Arbeitskollegen hat! Trotzdem stampfe ich daheim nochmal kräftig auf den Boden denn das Schurkenpack unter uns soll zittern…