Oooooh! Oooooh! Oooooh! Die Sonne scheint…! Nach all den Wolken, Nebel und Regen eine sehr willkommene Abwechslung! Da schnüre ich doch gleich mal meine Wanderstiefel und wandere zum/zur (?) Cloudbridge!
Ich könnte ja auch den Mt Chirripó bewandern. Ich KÖNNTE. Aber heute ist mir nicht danach den 3820 m hohen, höchsten Berg Costa Ricas zu bezwingen.
Normalsterbliche Touristen benötigen für den Aufstieg bis zum Refugium zwischen sechs und elf Stunden und dort dann eine Übernachtung bevor am nächsten Tag die letzten 5 Kilometer bis zum Gipfel gewandert werden. Dann noch eine Übernachtung bevor der Abstieg angetreten wird.
Der Schwiegersohn meiner Gastfamilie braucht gerade mal viereinhalb Stunden für die fünfzehn Kilometer und knapp zweitausend Höhenmeter bis zum Refugium – aber er ist es auch gewohnt. Marschiert er den Berg ja dreimal in der Woche hinauf da er das Gepäck für die Touristen hinauf trägt. Oben angekommen gibt’s einen Kaffee und dann marschiert er, wieder mit Gepäck, ins Tal zurück und ist dann um 11 Uhr, pünktlich zum Mittagessen wieder zu Hause…
Nein, nein. Wie gesagt, heute ist mir einfach nicht nach Mt Chirripó 😉 und ich spaziere daher heute lieber ein bisschen im Cloudbridge herum. Soll sehr schön sein – und nicht so anstrengend. Fein!
Loooooos geht’s!
Ich spaziere los, von San Gerardo de Rivas City. Nach zwanzig Minuten schnaufe ich – es geht beinahe senkrecht hinauf. Nach fünfundvierzig Minuten strammen Marsches, und immer schön steil bergauf, erreiche die Eintrittspforte von Cloudbridge und bin ich schweiß gebadet. Aber jetzt kann ich ja dann dafür gemütlich herumspazieren!
DENKSTE! Auch hier geht es steil, steiler, am steilsten immer weiter und weiter hinauf. Aber SCHÖN ist es hier!
Ein toller Wald…
…hübsche Blümchen…
…ein tosender Wasserfall…
…und noch mehr Wald!
Und irgendwann jammert meine Achillessehne ich möge so gut sein und umkehren. Denn schließlich muss ja auch alles wieder bergab gegangen werden. Ich gebe nach und beschließe: ich muss mehr wandern, damit ich mich nicht mehr mit solchen Quälgeistern wie Achilles abgeben muss!
So habe ich nur das erste Drittel von Cloudbridge gesehen – aber ich habe ja beinahe noch zwei Monate um auch den Rest zu erforschen!
Auf dem Weg zurück treffe ich auf Estéfanny – ein Mädchen aus dem Nachbardorf. Ich geselle mich zu ihr und wir plaudern ein wenig über ihr Leben und sie fragt mich aus über das meinige – vor allem Europa gefällt ihr.
Estéfanny erzählt mir, sie ist eine der SchülerInnen, die von dem Projekt, Proyecto San Gerardo, für welches ich hier arbeite, finanziell unterstützt wird. Denn sie möchte gerne studieren und benötigt daher einen Schulabschluss. Sie kommt jedoch aus einer Familie mit sieben Kindern wo der Vater vor acht Jahren verstorben ist – das älteste Kind damals vierzehn, das jüngste wenige Monate alt. So musste die Mutter arbeiten gehen und die älteren Geschwister haben sich um die jüngeren gekümmert. Und Geld für eine Schulausbildung war da nicht mehr drin…So hat sie sich bei Proyecto San Gerardo beworben und bekommt seither finanzielle Unterstützung um ihren Traum, zu studieren, verwirklichen zu können.
Wir unterhalten uns fast eine Stunde sehr nett – und in Spanisch!
Dann marschiere ich zurück ins Dorf hinunter.
Unterwegs begegnet mir eine tolle Mauer: hier sind lauter Flaschen eingemauert – eine tolle Idee finde ich!
Und pünktlich bevor der Regen zurückkehrt und zum Mittagessen bin ich wieder herunten, im Dorf. Allerdings gibt’s für mich nur Reis mit im Wasser gedünsteten Gemüse. Das fette und salzige Essen hier hat meinen Magen ein wenig beleidigt und so esse ich seit drei Tagen nur leichte Kost – und davon wenig… Ich hoffe es geht mir bald wieder besser – hab‘ das Gefühl ein Dutzend Steine in meinem Magen zu tragen. Aber kein Grund zur Sorge, außer den Steinen und ein klitzekleineswenig Übelkeit ist alles gut!
- Wandern in San Gerardo de Rivas, Costa Rica: CLOUDBRIDGE. Teil 2.
- Wandern in San Gerardo de Rivas, Costa Rica: CLOUDBRIDGE. Teil 3.