Anders als es unser Straßenname, Cumulus Avenue, vermuten läßt starten wir abermals in einen wolkenfreien, sonnigen Tag. Wir starten schon auch manchmal bewölkt, aber selbst dann findet man keine Cumulus-Wolken sondern der ganze Himmel ist einfach grau. Und im Laufe des Vormittags macht es plötzlich Zack-Zack-Zimberlim und der Himmel ist wieder blitzeblau…
To Do: Caltrain-Fahrscheine studieren
Meine heutige erste Aufgabe lautet: ein besseres Ticket für den Caltrain zu finden. Jedes Mal einen Einzelfahrschein zu lösen ist nämlich keine Lösung. Matthias hat’s gut – der bekommt für $ 180,- eine Jahreskarte und darf den Caltrain von San Jose bis San Francisco nutzen. Der normale Bürger, so wie ich einer bin, zahlt für einen Einzelfahrschein zwischen $ 3,75 und $ 13,75 – (ohne Steuer. Alle Preisangaben sind immer ohne Steuer – diese kommt IMMER erst an der Kassa dazu. Ob im Supermarkt, beim Essengehen oder beim Ticketkauf!) je nachdem wie weit er fährt. Da Stanford in der gleichen Zone wie Sunnyvale liegt sind es nur die dreifünfunsiebzig, aber hin- und retour sind das auch siebenfünfzig und da leppert sich ordentlich was zusammen.
Also besuche ich die Website vom Caltrain. Uff. Nach zwei Stunden habe ich alles gelesen – fühle mich aber nur bedingt schlauer. So spaziere ich zu Walgreen, ein Shop der u.a. Tickets verkauft. Zwanzig Minuten werde ich beraten und bekomme von zwei Verkäufern komplett Unterschiedliches gesagt. Ich blase Rauch aus meinen Nüstern, bedanke mich so freundlich ich kann und verlasse den Laden ohne Ticket und ohne Mehrwissen wieder. Hoffentlich wird mir Matthias am Abend helfen!
Ehe ich heimwärts zische, schnell noch Zutaten für meinen Apfelstrudel gekauft – sagte ich schnell? Ich habe den Laden viermal mit meinem Einkaufswägelchen umkreist und vier Mitarbeiter um Hilfe bitten müssen bis ich (beinahe) alle Zutaten gefunden hatte. Was bin ich froh, dass die hier alle so nett sind! Da fragt es sich gleich viel angenehmer!
Kurzer Themenwechsel. Frage: Wer findet es doof wenn im Flugzeug applaudiert wird bei der Landung? Und wer hat diese Situation schon mal mit einer Busfahrt verglichen wo ja auch nicht applaudiert wird bei Ankunft? Der- oder Diejenige war noch nicht hier…im Bus wird zwar nicht applaudiert, aber JEDER bedankt sich artig beim Busfahrer, dass er so schön gefahren ist. Ist das nicht lieb? Man lächelt sich auch an wenn man sich entgegenkommt und grüßt sich sogar manches Mal oder plaudert wenn man in einer Warteschlange steht. Da bin ich wirklich entzückt und fahre gerne eine Extrarunde durch den Supermarkt 🙂
Nur die Einkäufe nach Hause schleppen…ich frage mich schon die ganze Zeit was daran anders sein soll als in Wien – da musste ich sie ja schließlich auch ohne Auto vom Supermarkt heimtragen. Aber jetzt weiß ichs: die Packungsgrößen hier sind einfach viel, viel größer. Zum Beispiel Mehl kauft man bei uns zu einem Kilogramm. Hier sinds gleich mal über drei. Oder Milch, sind es in Österreich maximal ein Liter schleift man hier gleich eine Gallone über den Asphalt. Und daheim hatte ich Jutesäcke, die ich mir über die Schulter hängen konnte – zehn Kilo so transportiert sind OK. Nicht OK sind zehn Kilo im Papiersack in der Hand – das schnürt ziemlich ein! Beim nächsten Mal auswandern: Jutesäcke nicht vergessen!
Und wieder mal verlaufen…dafür die Gegend erkundet
Jetzt aber schnell heim denn ich treffe die Bekannte einer Bekannten einer Bekannten…keine Ahnung, auf jeden Fall hat die einen Mixer, den sie nicht mehr braucht und ist heute zu Besuch in Sunnyvale auf einem Kinderspielplatz. Da dieser nur zwei Meilen von meiner Wohnung entfernt liegt dachte ich sie würde so lieb sein und mir den Mixer mit ihrem Auto kurz vorbeischupfen. Leider falsch gedacht. Das wäre doch recht umständlich da ja ein Kind im Auto wäre. Aha. Na gut, dann werfe ich mich motiviert in meine Laufschuhe UND in das Gewand und werde die zwei Meilen hinlaufen. Dann hab ich wenigstens ein kleines bißchen Sport gemacht.
Aber ich habe die Mittagshitze unterschätzt! Weit und breit kein Schatten laufe ich in der prallen Mittagssonne und bin nach zehn Minuten dem Hitzeschlag nahe! So schleppe ich mich die letzten zwanzig Minuten mit letzten Kräften zu dem Spielplatz. Hier gibt es einen Baum. Oh, tut der Schatten gut! Und dann bekomme ich einen schönen Mixer! Super! Und der hat bestimmt Qualität, so schwer wie der ist.
In der Hand den mir einschnürenden Papiersack mit dem Mixer krieche ich zurück in den Sonnenschein und nach Hause. Nach fünfzehn Minuten erreiche ich eine Kreuzung. „Die war beim Hinweg aber noch nicht da…ohoh…“ flüstere ich Unheilvolles ahnend. „Wo bin ich denn jetzt schon wieder?“ frage ich erst mich und dann Googlemaps. Googlemaps weiß es, im Gegensatz zu mir, und berechnet eine neue Route. Ich bräuchte von meiner jetzigen Position nun fünfundreißig Minuten nach Hause weiß es zu erzählen. Eine Schweißperle tropft aufs Display. Na so lerne ich wenigsten unsere Gegend kennen! Und der Pool daheim war niemals schöner wie heute!
Und weil ich so gut drauf bin rette ich gleich noch die ins Wasser gefallene Biene und Wespe vor dem ertrinken. Leider hat es nur die Biene geschafft zu überleben, die Wespe verstarb noch beim Transport ins Krankenhaus…
Erst Bienen retten, dann Apfelstrudel backen – heut zeig ichs der Welt
Ein paar Stunden später duftet die ganze Wohnung: ich habe einen Apfelstrudel gebacken. Nach der Verköstigung darf ich stolz verkünden: das ist der beste Apfelstrudel den ich jemals gegessen habe! Und daher werde ich zu dem Campus-Treffen am Sonntag einen Apfelstrudel backen!