In unserer letzten Nacht im Death Valley wurde unser markerschüttender, schnarchende Nachbar lautstark vom prasselnden Regen unterstützt. Wie laut kann man eigentlich schnarchen?! Und wie viel kann es eigentlich in einer Wüste regnen?!
Kurzum: mir wurden einige Stunden Schlaf geraubt…
Heute ist Weihnachten: Oh du fröhliche, lasst uns froh und munter sein, Viva Las Vegas!
Unser Weihnachtsfrühstück besteht wieder aus Knäckebrot und Marmelade…währendessen beratschlagen wir was wir heute tun – denn unser Plan fällt buchstäblich ins Wasser. Es regnet immer noch und daher können wir uns unsere heutige Wanderung durch den Red Rock National Park (der liegt auf dem Weg nach Las Vegas) sparen…seufz…
Foot long Hot Dog im Casino Royale – nicht so gut, dafür umso billiger
Wir beschließen gleich nach Las Vegas zu fahren und kommen gegen Mittag und hungrig an. Laut meiner Recherchen gibt es im Casino Royale Hotel Foot long hot dogs für zwei Dollar UND man kann dort auch noch gratis parken. Also nichts wie hin! Die Hot Dogs kosten zwar zwei Dollar fünzig, es ist alles andere als gemütlich und geschmacklich überzeugt der Heisse Hund auch nicht aber egal, jetzt sind wir schonmal hier und jetzt wird gegessen was auf den Kantinen-Tisch kommt!
Da unser Auto hier in der Parkgarage des Hotel Casino Royale gratis parken darf könnten wir ja eigentlich ein paar Schritte vor die Türe wagen – es regnet gerade nicht. Aber dafür ist es kalt. Sehr, sehr kalt. Und wir haben zu wenig an. Wir frösteln ein paar Meter die Straße entlang aber rechte Freude kommt nicht auf und so kehren wir um, zurück zum Auto.
Was nun? Der Check In in unserem Hotel startet erst um fünfzehn Uhr. Also müssen wir uns bis dahin die Zeit vertreiben.
Im Silverton Hotel kann man Fische sowie Meerjungfrauen im großen Aquarium bestaunen
Wir beschließen in das Silverton Hotel zu fahren denn dort sollen echte Meerjungfrauen in einem großen Aquarium schwimmen…DAS ist doch mal ein Highlight!
Dreißig Minuten später parken wir, wieder gratis, und suchen das Aquarium. Dazu muss erst das Casino durchquert werden. Wow. Es ist Mittag und an jeden zweiten Spielautomaten sitzt jemand, Bier in der einen und Zigarette in der anderen Hand und wartet
auf den Hauptgewinn… Ja, tatsächlich! In allen Casinos darf geraucht werden! Und der Abzug muss gigantisch sein – denn man riecht den Rauch weder in der Luft noch in seinen Klammotten, selbst wenn man sich mehrere Stunden darin aufhält!
Dann finden wir das Aquarium. Ein dicker Weihnachtsmann sitzt drin. Und eine Meerjungfrau schwimmt ein paar Kreise. Allerdings kaum zu sehen da soooooo viele Menschen ihre Nasen an der Scheibe platt drücken. Endlich können wir einen Platz in der ersten Reihe ergattern: aber da ist die Show leider zu Ende…Wir warten noch ein wenig, aber außer den Fischen ist niemand mehr im Becken.
Etwas enttäuscht überlegen wir wie es weitergehen soll. Es ist erst halb zwei. Wir wollen trotzdem unser Hotel aufsuchen – vielleicht können wir ja schon früher unser Zimmer haben!
New York, New York! Und das mitten in Las Vegas
Ziemlich zentral am Strip, dem Las Vegas Boulevard, da wo sich die großen Hotels (wie das berühmte Bellagio) aneinanderreihen befindet sich unser Hotel New York, New York. Wir haben einen feinen Deal ergattert und nur die Hälfte des normalen Preises gezahlt. Ebensfalls eine Möglichkeit Geld zu sparen ist über Hotwire zu buchen: Hier sucht man sich nur die Hotelkategorie aus und wird dann überrascht in welcher Herberge man übernachten wird dürfen und kann so, mit etwas Glück und für wenig Geld, in einem tollen Hotel absteigen. Was man allerdings bedenken muss: Nahezu alle Casino-Hotels in Las Vegas verrechnen vor Ort noch eine zusätzliche Gebühr (bis zu $ 35,-/Nacht!) PLUS Parkgebühren ($ 10,-/Nacht!). Manchmal soll es klappen, dass man sich durch Beschwerde von diesen Gebühren befreien kann.
In New York angekommen fragen wir an der Rezeption ob wir eventuell unser Zimmer schon jetzt beziehen könnten und: juhu, ja! Allerdings, oje, die Gebühren müssen wir bezahlen und so werden uns gleich mal neunzig Dollar vom Konto abgebucht…
Unser Zimmer liegt im vierzehnten Stockwerk und ist absolut fein!
Aber wir sind irgendwie total müde. Die laaaaange Autofahrt von Sunnyvale ins Death Valley und unsere Ganztages-Wanderungen und vor allem der schlafraubende Schnarcher haben uns etwas übermüdet. Also suchen wir ein Kaffeehaus – IN unserem Hotel denn draußen schüttet es gerade wieder. Ja, in den Hotels/Casinos, da kann man schon Geld ablegen. So gibt es einen fünf Dollar Kaffee im Pappbecher. Na Hauptsache er macht munter!
Zurück vor dem Zimmer funktioniert unsere Schlüsselkarte nicht mehr. Also wieder vierzehn Stockwerke hinunter (dem Himmel sei Dank gibt es einen Lift), durch das Casino zur Rezeption, in der Warteschlange warten und wieder retour…da sind gleich mal fünfundvierzig Minuten rum. Aber wir haben ja Zeit…sind ja im Urlaub.
Allerdings sooo viel Zeit auch nicht mehr. Heute ist Weihnachten und da haben wir folgendes geplant:
Wir spazieren von New York zum Hotel Ellis Island auf einen Drink (hier gibt es Bier für nur zwei Dollar!). Dann lassen wir uns von einem Uber-Taxi abholen und fahren ins, etwas außerhalb gelegene, South Point Casino Hotel (laut Recherchen kostet die Fahrt zehn Dollar) denn dort gibt es ein mexikanisches Restaurant welches ein Weihnachtsmenü für nur $ 19,- inklusive einem Getränk anbietet. Und Uberfahrt hin und retour plus Essen ist immer noch viiiiiel billiger als direkt im Zentrum zu essen!
Wir werfen uns also in Schale und spazieren los. Es ist kalt, aber zumindest regnet es nicht mehr!
Wir spazieren und staunen: Las Vegas ist noch viel größer und bling-bling-bling und überhaupt als gedacht!
Nach einer halben Stunde Fußmarsch und Ah’s und Oh’s sollten wir eigentlich am Ziel eingetroffen sein. Mein Navi Matthias flucht allerdings kurz beim Blick aufs Handy – denn wir sind in die falsche Richtung gegangen…
Egal, dann gehen wir jetzt eben ins nächstbeste Hotel und stoßen trotzdem auf Weihnachten an! (Allerdings um neunzehn Dollar für zwei Bier anstelle der vier…)
Bei der Bestellung unseres Ubers dann der nächste Schreck: Aufgrund der großen Nachfrage ist der Preis für Ihre Fahrt um fünfzig Prozent gestiegen. Tja, was will man machen? Wir fahren trotzdem.
Im South Point Casino Hotel angekommen suchen wir unser Restaurant, das Baja Miguel. Super, wenigstens das mit dem Tisch reservieren hat geklappt und wir bekommen einen hübschen Platz! Als wir die Speisekarte in die Hand gedrückt bekommen tun wir kund, dass wir gerne das Weihnachtsmenü bestellt hätten und tippen auf den, auf dem Tisch liegenden, Flyer. Die niederschmetternde Antwort:
„Oh, das tut mir leid, aber das Weihnachtsmenü wird nicht heute, am vierundzwanzigsten Dezember, serviert sondern am Weihnachtstag, dem fünfundzwanzigsten!“
Wir schauen uns an. Eigentlich wollen wir beide an Weihnachten nicht unbedingt mexikanisch essen – wir sind ja nur hier, weil das Weihnachtsmenü so viel günstiger war. Ein Blick in die Karte zeigt, dass es hier a la carte nicht mehr ganz sooo günstig ist. Da können wir auch gleich woanders hingehen und essen worauf wir mehr Lust haben. Also verlassen wir das Lokal. Wir schauen uns alle anderen Restaurants hier im Hotel an, aber die, die nett waren sind bereits ausreserviert und die anderen, ja, die sind wiederum nicht nett. Also googeln wir ein Stündchen im Internet rum und können nichts finden was wir uns leisten können – wollen wir nicht in einer Kantine speisen. Ich bin ein wenig geknickt. Irgendwie hat heute so nichts klappen wollen. Und dafür haben wir so viele Stunden mit Recherchen verbracht? Das hätten wir uns ja echt sparen können!
Wir überlegen ob wir trotzdem mexikanisch essen wollen – es ist mittlerweile halb acht und wir sind hungrig! Die Bewertungen im Internet für das Baja Miguel sind allerdings schlecht…egal! Wir gehen da jetzt einfach hin und speisen! Ist’s halt mal nicht weihnachtlich an Weihnachten. Machen wir’s halt mal wie die Amis und feiern halt morgen, am fünfundzwanzigsten! Pfff!
Freundlich werden wir ein zweites Mal empfangen und bekommen auch prompt wieder einen feinen Tisch.
Wir werden gefragt ob wir als Aperitif gerne einen Margarita hätten. Hmmm, weder Matthias und ich hatten jemals einen in unserem Leben. Matthias entscheidet:
„Wir trinken jetzt einen Margarita und stoßen auf Weihnachten an! Egal wie er schmeckt! Egal wieviel er kostet!“
Dann bestellen wir: Steak auf Mexikanisch. Vorweg bekommen wir einen Gruß der Küche: eine Riesenschüssel mit selbstgemachten Taccos plus drei hervorragende Dips. Dann bekommt man vor jedem Essen eine Suppe nach Wahl – Matthias wählt eine ohne Sellerie (aufgrund seiner Allergie) und bekommt auch tatsächlich eine! Dann sind wir eigentlich auch schon satt…aber heute ist Weihnachten, da darf man auch mal über den Hunger essen. Denn jetzt erst kommt die Hauptspeise; eine schöne Portion und wenngleich auch nicht das Beste was wir jemals zwischen unseren Kiefern zermalmt haben, doch zumindest sehr lecker! Unser freundliche Kellner stellt uns plötzlich eine Schüssel mit dampfenden, frisch gemachten Tortilla-Fladen: „Zum kosten!“ vor die Nase. Vier Weizenmehl-Tortillas und vier Maismehl-Tortillas! Eine ist Tellergroß!!! Wir kosten, aber mehr geht nun wirklich nicht mehr in unsere Bäuche. Wir geben uns geschlagen und bekommen einen schönen Pappkarton wo wir die Reste einpacken können und haben nun für morgen ein Mittagessen! Das ist ja spitze!
Und übrigens, der Cocktail: der schmeckt einfach wirklich himmlisch und wird nicht weniger, so groß wie das Glas ist…
Fröhlich fahren wir gratis mit dem Uber zurück in die City. Gratis? Jawohl, Matthias hat mich als Freund empfohlen und wir beide somit eine Gratisfahrt (im Wert von zwanzig Dollar) erhalten 🙂
Im Casino Royale gibt es Bier für $ 1,-!
Wir lassen uns, gegenüber vom berühmten Mirage-Hotel, beim Casino Royale (da wo es auch die Hotdogs gab) absetzen,
denn hier gibt es angeblich günstige Getränke und außerdem möchten wir von dem nördlich gelegenen Casinohotel zu Fuß den Strip entlang zu unserer, im Süden gelegenen, Schlafstätte New York, New York spazieren.
Während wir unser Ein-Dollar-Bier schlürfen werden wir magisch vom Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing der Automaten angezogen…
Matthias versucht mich noch aufzuklären, dass schlußendlich immer das Casino siegt, aber ich bin bereits im Goldrausch… EINmal wird man ja wohl spielen dürfen…?!?
Kiki im Goldrausch – das Händchen drückt zur Musik von Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing das Knöpfchen…
Heissa-sa! Der Bandit verspeist meinen fünf Dollarschein und ich drücke mit angehaltenem Atem den Knopf. Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing rattert es. Dann sind sechzig Cent weg. Also auf ein Neues! Meine Hand klopft auf den Knopf und Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing sind wieder sechzig Cent weg. Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing, Kling-Bing-Bing! Kling-Bing-Bing, ich gebe nicht auf! Kling-Bing-Bing! Aha! Ein Dollar gewonnen! Ha! Kling-Bing-Bing, und wieder verloren…
Kling-Bing-Bing gehts für circa sechs Minuten dahin – dann heißt es Game Over. Mein Gewinn:
Na gut, ist kein echter Gewinn. Es ist der nicht verspielte Rest von meinen fünf Dollar…und da der Mindesteinsatz pro Spiel einen Dollar beträgt müsste ich neues Geld einwerfen um weiter spielen zu können…Tu ich aber nicht! Lieber werfen wir uns auf die Straße! Also nicht wortwörtlich sondern nur sprichwörtlich natürlich!
Uiuiuiuiui! Man kommt aus dem Staunen ja gar nimma raus! Überall ist Musik, funkelnde Lichter, Riesenhotels, teure Casinos und Menschen über Menschen.
Ob Paris…
…oder New York…
…inklusive Freiheitsstatue…
…oder ein Märchenschloss…
…es funkelt einfach überall!
Nachdem wir auch den Springbrunnen vor dem Hotel Bellagio bewundert haben (DER ist WIRKLICH sehenswert!!!) und den ganzen Strip aufgesaugt haben (nur mit den Augen!) sind wir voll mit Eindrücken und voll zufrieden mit diesem außergewöhnlichen Weihnachtsfest!
Zurück im Hotel lassen wir uns mit einem Lächeln aufs Bett fallen und sinken bis zu den Ohrläppchen in die viel zu weiche Matratze ein. Scheiße. Krieg immer Rückenweh von zu weichen Betten…aber da niemand schnarcht schlafe ich entzückt ein…
Morgen gehts weiter, in Las Vegas, aber heute: rien ne va plus…