Sonntagmorgen 6 Uhr. Wieder habe ich ziemlich schlecht geschlafen. Ich falle um 22 Uhr tot ins Bett nur um 3 Uhr zwar müde aber denoch ausgeschlafen wieder aufzuwachen…und ab dann ists ein dösen, wach sein, dösen, wach sein, dösen, wach sein und um 6 Uhr, wenn dann noch dazu die Sonne ins Zimmer strahlt, gebe ich auf und stelle mich der Herausforderung Leben…
So drehe ich meinen Laptop auf und lese mich durch die Flut an Anzeigen auf Craigslist (DAS Portal für die Wohnungssuche). Matthias stößt um 7 Uhr dazu und gemeinsam verschicken wir an die 30 Mailanfragen.
Gestern ließen wir uns noch erklären wie man warm duscht und tatsächlich können wir das erläuterte umsetzen und genießen das Sauberwerden heute mehr. Der Trick: Griff auf H drehen und laaaaange warten. Erst wird es, durch die Klimaanlage, eisekalt, dann aber, sofern die Geduld reicht, herrlich warm.
Apropos Klimaanlage: das Wetter hier ist traumhaft!!! Blauer Himmel, Sonnenschein, zwar über 30°C aber mit einer herrlichen kühlen Brise. Und abends kühlt es ordentlich ab, sodass man sich am nächsten Tag wieder auf die Sonne freut. Trotzdem ist ein Pullover mein ständiger Begleiter. Die Kalifornier lieben die Wärme wohl weniger denn egal wo, sogar bei uns zuhause, läuft die Klima auf Hochtouren – jeder Sibirier würde sich hier instantan wohlfühlen!
Nach dem Frühstück finden wir dann auch schon ein paar Antworten in unserem Posteingang und mit den gefundenen „Open house“ Anzeigen planen wir unsere heutige Reiseroute.
Wir suchen eine Wohnung!
Es geht los in Santa Clara und wir sind beim Anblick der ersten „Wohnung“ ernüchtert! Ein 60 m² großes, mit Teppichboden ausgestattetes dunkles Loch erwartet uns in einer Nachbarschaft die ebenso zu wünschen übrig lässt. Auf die Frage ob es sich hier um eine „save neighborhood“, also eine sichere Gegend handle antwortet unser Broker: „Well, hmmm, yes, I think it could be probably good“ (hmmm, ja ich denke schon, dass es sicher sein könnte). Da es sich bei einem Mietpreis von $ 1800,- nicht gerade um ein Schnäppchen handelt fahren wir zu unserem zweiten Termin weiter und das Grauen potenziert sich. Auch bei den nächsten Besichtigungen in Sunnyvale und Mountain View bestätigt sich: ein Appartement ist schauderhafter als das andere…
Doch dann, vier Kilometer von Stanford entfernt ein kleiner Lichtblick. OK, vielleicht kein „Licht“blick denn die Wohnung ist etwas dunkel – dunkel jedoch aufgrund der vielen Bäume was ja auch irgendwie wieder nett ist. Sie ist mit ihren 50 m² zwar etwas klein aber gepflegt, sauber und süß. Auch der wohl unvermeidliche weiße Plüschteppichboden ist frisch verlegt. Ich fühle mich sofort zu Hause. Und auch unser Vermieter ist uns sehr sympathisch! Wir denken es geht ihm genauso denn er will uns bis morgen Zeit geben die Sache zu überdenken bevor er den Zuschlag an jemand anderen vergibt. In Österreich würde ich sagen: ganz klar eine Verkaufsmasche! Aber wir haben mit einigen Leuten hier gesprochen und alle bestätigen: Wohnungen sind längstens zwei Tage auf dem Markt und dann vermietet!
Jetlag, Jetlag, Jetlag…
Am Abend kommen wir müde heim. Erstens ist es schon ein langer Tag und zweitens dieser Jetlag…
Aber tapfer setzen wir uns hin und rechnen ob wir uns diese kleine Wohnung leisten können – sie ist mit ihren 1.995,- Dollar + Wasser + Strom + Gas + Versicherung + Internet + Waschküche die teuerste unter den billigsten (unter 1.600,- gibt es keine Wohnungen, nur noch ein WG-Zimmer!). Ergebnis: Es würde knapp!
Hmmm, wir haben morgen noch ein paar Besichtigungen und schaun dann weiter!
Aber jetzt: HUNGER!
Am Abend kommen kalifornische Gäste zu unseren Gastgebern, und somit auch zu uns, zum Abendessen. Es gibt typisch amerikanisches Essen: es wird bestellt 🙂 Leider kommt die Bestellung auch nach zweieinhalb Stunden nicht an und da wir alle ordentlich Hunger haben essen wir mal in Ruhe das Dessert. Zwischendurch wird im Restaurant angerufen wo unser Festmahl denn bliebe und bei jedem Anruf wird freundlich versichert, dass es sich noch um genau zwanzig Minuten handle bis das Essen auf unserem Tisch stünde. Um 22 Uhr allerdings lautet die letzte Mitteilung dann, dass unsere Bestellung nun doch nicht mehr kommen wird da das Restaurant mittlerweile geschlossen hat. Tom schnauzt säuerlich, aber immer noch mit britischer Höflichkeit ins Telefon, dass er bestimmt nie, nie wieder in diesem Sauladen bestellen würde und ich donnere hinterher: „In future he will cook by himself!!!“
So fahren die Gastgeber zu einem Burger-Drive-In um die hungrigen Mäuler mit Burgern und Pommes zu stopfen. Matthias und ich essen in der Zwischenzeit ein Brot denn nur mit Mühe können wir unsere Köpfe davon abhalten auf die Tischplatte zu donnern, so müde sind wir.
Kaum sattgegessen schleppen wir uns mit letzten Kräften die, auch hier mit Plüschteppich angezogene Treppe hinauf und sacken ins Bett.